Genre: Heavy Metal
Das Neuaufnehmen eines schon erschienen Albums ist jetzt nicht gerade eine innovative Idee, in den letzten Jahren haben das auch schon Bands wie Blind Guardian oder Manowar (die sogar zweimal) gewagt und nicht immer wusste das Ergebnis zu überzeugen. Nun steht das Jubiläum eines der wichtigsten Releases des deutschen Heavy Metal vor der Tür, nämlich Balls To The Wall will seinen vierzigsten Geburtstag feiern.
Und nicht Accept feiern dies, sondern Udo Dirkschneider mit seinen Jungs (die meiner Meinung nach schon seit Jahren die bessere Version von Accept sind!), inklusiver zwei Mitstreiter die schon auf dem Original Album von damals zu hören sind, nämlich Peter Baltes (Bass) und Stefan Kaufmann (damals Schlagzeug, heute Produzent). Und dem nicht genug, auf einer vernünftigen Geburtstagsparty kann die Liste der Gäste nicht groß genug sein, und so hat hier jeder Song einen Duett Partner spendiert bekommen. Wir haben uns das mal genauer angehört, um festzustellen ob das nicht etwas zu viel gewollt, und zu wenig dem Klassikerstatus von Balls To The Wall gerecht wird.
Als erster Gast kommt Joakim Brodén (Sabaton) zum Zuge, der eine logische Wahl darstellt, nicht nur kleidungstechnisch (Udo und Joakim sind ja beide bekennende Tarnhosenträger), sondern auch stimmlich. Der Titeltrack bekommt durch Joakim einen zusätzlichen Testosteronschub und der Männerchor in der Mitte des Songs kommt gleich nochmal so mächtig aus den Boxen wie die Version von ´83. Ebenso passend ist der Auftritt von Biff Byford zu London Leatherboys, die der Engländer einfach zu einer Saxon Nummer macht und so die Party an sich reißt. Danach beweist Mille (Kreator) wer die mächtigere Kreissäge in der Stimme hat, dagegen klingt Udo auf Fight It Back richtiggehend zahm, obacht bei der Auswahl der Gäste will ich hier mal so sagen.
Es folgt mit Head Over Heels einer der besten Metalsongs überhaupt, und Nils Molin (Dynazty, Amaranthe) gibt diesem einen mächtigen Dio Touch, was richtig gut kommt, Respekt. Michael Kiske (Helloween) macht es wie Biff und Losing More Than You’ve Ever Had wird kurzerhand zu seiner Bühne. Die Vereinigung der beiden deutschen Urgesteine in der Metalszene ist eh schon lange überfällig und die Stimmen von Udo und Michael geben einen geilen Kontrast die eine schöne Dynamik entwickelt. Natürlich dürfen auf einer anständigen Party Girls nicht fehlen und da kommt Ylva Eriksson (Brothers Of Metal) zu Love Child ins Spiel, und die ist eine gute Wahl für die Rocknummer.
Eine absolute Überraschung stellt Danko Jones dar, mit dem auf einem Album mit Udo Dirkschneider nicht gerechnet hätte. Und dieser macht Turn Me On zu einer Granate mit Power ohne Ende, der Song scheint, nicht nur thematisch, wie auf den Leib geschnitten für die Stimme des Kanadiers. Hier hätte es definitiv keine bessere Wahl geben können. Zu Losers And Winners kommt mit Dee Snider jemand zum Zuge der stimmlich eine ähnliche Phrasierung an den Tag legt wie der Gastgeber himself, nichts desto trotz oder genau deswegen eine geile Interpretation der Nummer. Einer der auf keiner Compilationparty fehlen darf ist Tim „Ripper“ Owens, keiner (außer vielleicht Corey Taylor) ist so umtriebig wie dieser. Und wie zu erwarten liefert er auch auf Balls To The Wall Reloaded zu Guardian Of The Night ab, stimmlich kann man einfach nichts gegen ihn sagen.
Zu guter Letzt kommt die Traumpaarung des Albums schlecht hin ins Spiel und Doro, im traumhaften Duett, mit Udo machen Winter Dreams zu einer absoluten Gänsehautnummer und führt die Party zu einem würdigen Ende.
Fazit: Die Frischzellenkur von Balls To The Wall Reloaded hat Eier, und hier gilt wie bei dem Original von 1983 No Filler, Only Killer. Zum Glück gibt es keine großen musikalischen Experimente, es wurde lediglich in kleinen Nuancen an den Stellschrauben gedreht. Den großen Unterschied machen die Gastsänger, die ihren Job verdammt gut machen, dafür gibt es 9,5 von 10 Bängs.
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Balls To The Wall Reloaded erscheint am 28.Februar über RPM/Reigning Phoenix Music
Line Up:
Udo Dirkschneider – Gesang
Andrey Smirnov – Gitarre
Fabian „Dee“ Dammers – Gitarre
Peter Baltes – Bass
Sven Dirkschneider – Schlagzeug
Track List:
Balls To The Wall feat. Joakim Brodén
London Leatherboys feat. Biff Byford
Fight It Back feat. Mille Petrozza
Head Over Heels feat. Nils Molin
Losing More Than You’ve Ever Had feat. Michael Kiske
Love Child feat. Ylva Eriksson
Turn Me On feat. Danko Jones
Losers And Winners feat. Dee Snider
Guardian Of The Night feat. Tim „Ripper“ Owens
Winter Dreams feat. Doro Pesch
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