In unserer „neuen alten“ Rubrik „die Plattenratten“ (vormals Vinylstube) wühlen wir uns durch neue, alte und auch gegenwärtige Veröffentlichungen auf Vinyl. Wir zerlegen diese in sämtliche Einzelteile, und stellen fest ob der Sound darauf ein Hörgenuss oder ein Rohrkrepierer ist.

Seasons In Black – Anthropocene (Apostasy Records)
Die Band aus meiner niederbayrischen Heimat Niederbayern scheint, mit ihrem aktuellem Album Anthropocene, im Moment so eine Art Überflieger zu sein . Darum freuen wir uns auch das dazugehörende Vinyl in unserer Rubrik aufnehmen zu können. Bevor wir auf die Eigenschaften des Produkts eingehen erstmal ein paar Zahlen: sämtliche Versionen die es zu kaufen gibt sind limitiert, egal ob es die „einfache“ Schwarze mit einer Stückzahl von 300 Exemplaren ist, die in Oxblood/White mit 100 Kopien oder auch das liquid-filled Vinyl (auch dieser Trend will erfüllt sein) mit einer Stückzahl von 40 Exemplaren, interessant sind sie alle! Uns liegt die Platte in Transparent/Red/Blue marbled vor, die auf 100 Stück limitiert ist. Das schicke Teil kommt im Gatefold, ist ordentlich bedruckt, und beim Aufklappen fällt einem als erstes die Dankesliste auf, die ja gern mal im hinteren Teil im Kleingedruckten zu finden ist. Wie wir finden eine geile Geste. Zur Ausstattung gehört auch ein zusätzliches 12 seitiges Booklet, mit den Texten und Liner Notes zu den Songs. Was mich allerdings etwas traurig macht ist das die Platte selbst nicht in einer gefütterten Hülle steckt, sondern in einer einfachen kratzigen Papierhülle. Dieser Fauxpas wird aber dadurch ausgeglichen das der Rand des Vinyls bis auf einen kleinen Grat glatt ist wie ein Babypopo, hier wurde ordentlich gearbeitet, dafür gibt es ein Lob ans Presswerk. Und wie immer das wichtigste zum Schluss, das Teil ist nicht nur optisch gelungen, sondern auch der Sound lässt keine Wünsche übrig. Dieser dröhnt transparent und druckvoll aus den Boxen das es die reinste Freude ist. Ganz ehrlich, ich hab bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von Apostacy Records gehört, aber die Company werde ich wohl im Auge behalten.
Chris Caffery – 20 Years Of The Music Man (METALVILLE)
Chris Caffery hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um seine Best Of auf den Markt zu werfen! Die Tour mit Savatage wirft vermutlich genug Staub auf, damit auch dafür etwas Publicity abfällt. Dass der Mann musikalisch etwas draufhaben muss, beweist ja schon die Tatsache, dass er da mitspielen darf. Aber auch die Songs von seinen Soloalben können sich durchaus hören lassen, und erinnern stellenweise an eine Mischung aus Savatage und Alice Cooper. Und im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern gelingt es Chris Caffery gefühlsbetonte Balladen zu schreiben, ohne schmalzig zu klingen. Das Vinyl dazu kommt in einem Gatefold als Doppel LP ums Eck. Im Gegensatz zur CD befinden sich statt 21 Songs, „nur“ 17 auf der Vinylausgabe. Wenn man das Gatefold aufklappt, bekommt man erstmal eine kleine Ansprache des Musikers, was ich ganz nett finde. Das gibt einem das Gefühl keine lieblose Compilation in den Händen zu halten. Die Innenhüllen sind bedruckt mit Texten zu den Liedern, einer Dankesliste und was der gute Mann für ein Equipment benutzt. Hier hätte man vielleicht noch anmerken können von welchen regulären Alben die einzelnen Songs jetzt stammen, aber gut man kann nicht alles haben. Genauso wenig wie eine gefütterte Innenhülle, dafür sind die aus stabilen glattem Papier. Die Platte gibt es nur in der Farbe Oxblood und ist laut dem Aufkleber auf der Verpackung eine limited Edition, aber auf wie viel Stück lässt sich so schnell nicht eruieren, aber es werden wohl schon ein paar tausend sein! Beim Auflegen sollte man hier mal wieder etwas vorsichtiger sein, wenn man empfindlich an den Fingerspitzen ist, denn der Rand der Langspielplatte ist etwas scharfkantig, aber zum Glück noch nicht so das es gleich gefährlich werden könnte. Was mir auch weniger gefällt ist der Sound, der ist stellenweise von Song zu Song unterschiedlich. Kann es sein das dieser bei den Alben selbst schon unterschiedlich war und für dieses Medium nicht angepasst wurden? Einerseits habe ich richtig guten Sound auf den Boxen, und dann kommt ein dumpfer Brei da raus, was soll das? Auf Spotify (bitte wo? – die Red.) ist das komischerweise nicht so. Schade, trotz der guten Songs wird es dadurch wohl eine Platte werden, die es nicht oft vom Regal auf den Plattenteller schafft.


GRÓA – „Drop P“ (One Little Independent Records)
Wem die oben genannten Bands zu „glatt“ sind, sollte sich an GRÓA versuchen, die junge Band aus Island verbindet auf ihrem vierten Album Punk, Noise, Avantgarde und geht dabei sehr experimentell vor. Unter den Vorbildern des Trios befindet sich mit Sicherheit Björk, mit der die Mädels schon auf Tour waren. Nichtsdestotrotz kann man der Platte doch eine gewisse Eingängigkeit abgewinnen, wenn man offen ist für Unvorhersehbarkeit und sich gern mal überraschen lässt. So vollgepackt die Lieder der Band sind, so einfach ist dann die Verpackung gehalten. Kein Gatefold, keine Texte, unnötigen Bilder oder irgendwelche komischen Vinylfarben, die ist schlicht und ergreifend schwarz. Dafür ein Cover, das Fragen offenlässt, was dieses darstellen soll, auf der Rückseite gibt es ein Bandphoto, die Titel der Songs und Infos wer was spielt. Lobenswert ist die Tatsache, dass die Platte selbst in einer gefütterten Hülle steckt, so ist diese optimal geschützt. Das entgraten des Randes sollte das Presswerk nochmal üben, das geht besser, viieeeelllll besser! Was nicht mehr viel besser geht, und das ist das Wichtigste, ist der Sound, da stimmt auf diesem Produkt alles: Höhen, Tiefen, Transparenz, alles kommt hier traumhaft rüber, da hat der Produzent ganze Arbeit geleistet. Daumen hoch für dieses Produkt!