Devin Townsend als Künstler in ein Genre zu pressen ist nahezu unmöglich. Seit mehr als 25 Jahren ist der 1972 geborene, hyperaktive Kanadier mit seinen Solo-Band-Projekten, Strapping Young Lad, und als Produzent in der Musikzsene unterwegs. Berührungsängste, unterschiedlichste Musikgenres zu vermengen, hatte er dabei nie. Erfahrungen mit poppiger Rock Musik (u.a. mit Steve Vai), über brachiale Sounds (Stapping Young Lad) bis zu orchestralen Experimenten mit seiner Devin Townsend Band halfen dem Multitalent, musikalische Grenzen niederzureißen. Auf „Empath“ lotet er diese von bombastischen Orchester Arrangements über Prog, Country, New Age, und Free Jazz bis zu Extreme Metal gnadenlos aus.

Vorbereitet auf das was da kommt, wird der Hörer auf dem Opener „Castaway“ mit Wellenrauschen, Möwengezwitscher, chilligen Sounds und einem Chor, der den Übergang zur nächsten Nummer „Genesis“ nahtlos einleitet. Dort wird man erstmal mit groovigen Rhythmen, Breitwandsounds, elektronischen Spielereien und poppigen Gesangsharmonien konfrontiert, bevor die ersten Blastbeats einen überrollen und das Stück sich zu einer monumentalen Achterbahnfahrt mit immer neuen Wendungen entwickelt. Nach solch einem schwer verdaulichen Brocken umschmeichelt „Spirits Will Collide“ den Zuhörer mit einem gewaltigen Chorus, bei dem Devin vom fabelhaften Elektra Women’s Choir  unterstützt wird. „Evermore“ greift diese Stimmung zunächst auf, um im weiteren Verlauf wieder heftige Metalsounds zu integrieren, während „Sprite“ völlig sperrig mit Spoken Words Intro und elektronischen Klangbildern den Hörer ziemlich stapaziert. Auf „Hear Me“ gibt Devin wieder den wütenten Metal-Derwisch und wird dabei von Nickelback’s Chad Krueger(!) und Anneke Van Giersbergen tatkräftig unterstützt. Nach dieser Attacke überrascht die schöne klassische Orchesternummer „Why?“, die von Devin’s respektabler Gesangsleistung und wieder mit Hilfe des kanadischen Elektra Women’s Choir getragen wird. Inzwischen ist dieser Song neben dem bombastischen „Borderlands“, auf dem ein fantastischer Chorus in die elf Minuten lange Nummer eingearbeitet wurde, mein Favorit auf dem Album. „Requiem“ bereitet als klassisch instrumentiertes Zwischenspiel den letzten Track „Singularity“ vor, der in sechs Kapiteln auf fast 25 Minuten noch einmal alle Facetten dieser Monumentalschlacht zusammenfasst! Neben verschiedenen Gastmusikern gibt es hier ein Wiederhören mit Devin’s früherem Mentor Steve Vai, der einige Gitarrenparts beigesteuert hat.

Wie soll man ein solches Album bewerten, das musikalische Grenzen sprengt und dem Hörer alles abverlangt? Devin Townsend ist für mich der Frank Zappa der aktuellen Musikepoche – nicht berechenbar und keinem Genre zuzuordnen. Für den täglichen Konsum ist mir persönlich „Empath“ doch sehr anstrengend, aber der Visionär Devin Townsend hat meinen vollen Respekt für dieses komplexe Werk und bekommt von mir 7/10 Bängs! für ein Album, das erarbeitet werden will.

„Empath“ erscheint am 29.03.2019 via InsideOutMusic.

Available as Standard Jewel Case, Ltd. 2CD Edition in O-Card with special artwork and
bonus disc with 10 brand new tracks, 180g Gatefold 2LP Edition with LP-Booklet and
the entire album on CD and as Digital Album.

By Michael

Baujahr '67. Metalhead seit 1979. Musikalische Vorlieben: NWOBHM, Power Metal, Epic Metal, Bombast Metal, Doom, Melodic Death Metal, Alternative Rock, und alles dazwischen, Hauptsache es ist authentisch! Michael ist unser "wandelndes Musiklexikon". Es gibt nichts, was er nicht weiss. Wahrscheinlich sogar die Anzahl der Leberflecke von Elvis´ verstorbenen Zwillingsbruder Aaron!

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