Der letzte Tag des Rockharz Festivals 2024 begann erneut zu früher Stunde:
11:20 – 11:50 NAKKEKNAEKKER
Die dänische Band Nakkeknaekker eröffnete den 4. Tag des Rockharz Open Air mit einer unwiderstehlichen Ladung Old School Death Metal. Trotz ihrer Jugend und ohne einen einzigen veröffentlichten Song hatten sie das Publikum schnell im Griff. Frontmann Christoffer Kofoed animierte es zu wildem Headbangen und einer Wall of Death. Ihr explosiver Sound erinnert etwas an Entombed und Morbid Angel – ein idealer Start in den Tag.
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11:55 – 12:25 PARASITE INC.
Parasite Inc. aus Aalen lieferten eine gute Melodic Death Metal-Show ab. Frontmann Kai Bigler growlte was das Zeug hielt, während die Band ihre melodischen Qualitäten dagegen setzte. Ihre Songs wären eingängig und mit genügend Hooks versehen, um das Publikum zur immer noch frühen Stunde direkt mitzureißen.
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12:30 – 13:10 STORM SEEKER
Ein Festival Tag ohne Pirate Folk Metal ist möglich, aber so ein musikalisches Abenteuer auf hoher See geht doch immer. Mit der Instrumentierung aus Drehleier, Blockflöte, Akkordeon und einer eindrucksvollen Bandbreite von Gitarre, Bass und Schlagzeug verschmelzen Storm Seeker epische Melodien mit brachialen Metalriffs. Captain Timothy führte mit seiner raubeinigen Stimme, unterstützt von den klaren Tönen von Fabi durch eine abwechslungsreiche Songauswahl. Von ihrem neuen Album Nautic Force präsentierten sie Songs wie Maren len Lunor und Heavaway. Doch der Höhepunkt war zweifellos Pirate Squad vom vorherigen Album, bei dem das gesamte Publikum als Teil der Crew mitsang. Das Finale mit Bottoms Up war eine perfekte Verkörperung der ausgelassenen Feierstimmung, die Storm Seeker verbreiteten.
13:15 – 13:55 KNIFE
Weiter ging es mit einem Feuersturm aus Speed Metal und Blackened Punk: Knife! Die 2019 gegründete Marburger Band entfachte ein Metal-Inferno auf der Bühne. Angeführt von Vince Nihils kratzig-keifendem Gesang und den flirrenden Gitarren von Laz Cultro brachen Knife mit einer irren Geschwindigkeit los. Schlagzeuger Ferli Coltello trieb das Tempo noch voran, während Gypsy Danger mit seinem Bass den Boden erzittern ließ. K.N.I.F.E., With Torches They March, Heaven Into Dust – jeder Song ein Speed-Granate, die in der heißen Sonne keine Chance zum Durchatmen ließ.
Fotos: Susanne Pfitzner
14:00 – 14:40 COPPELIUS
Mit Kammercore wechselte die Stilrichtung erneut sehr krass. Bei Coppelius aus Berlin gibt es eine faszinierende Mischung aus Metal, Gothic und klassischen Elementen. Graf Lindorf am Cello, Sissy Voss am Kontrabass, Linus von Doppelschlag am Schlagwerk, die Klarinettisten Max Copella und Compte Caspar sowie Bastille, der als Diener für Gesang, Erfrischungen, Korrespondenz und Erledigungen des täglichen Lebens zuständig ist, ergeben zusammen ein ganz besonderes Live-Gesamtkunstwerk. Die Setlist war eine perfekte Balance aus eigenen Werken wie Kryptoxenoarchäologie und Bitten Danken Petitieren sowie Coverversionen, darunter das starke Murders in the Rue Morgue von Iron Maiden und das schnelle Chop Suey! von System of a Down.
14:45 – 15:25 MYSTIC PROPHECY
Mystic Prophecy aus dem bayerischen Bad Grönenbach wurden von Frontmann R. D. Liapakis mit seiner markanten Stimme angeführt. Im Gepäck hatten sie eine geballte Ladung deutschen Power Metals mit kräftigen Heavy Metal Einflüssen. Die Bühne bebte unter den kraftvollen Riffs von Markus Pohl und Evan K, die sich perfekt ergänzten. Unterstützt wurde dieses Power-Duo durch den druckvollen Bass von Joey Roxx (heuer nicht dabei) und das präzise Schlagzeugspiel von Hanno Kerstan. Die Setlist war eine Hommage an die langjährige Karriere der Band, gespickt mit Hymnen wie Metal Brigade, Killhammer und Ravenlord.
Fotos: Susanne Pfitzner
Der Himmel verdunkelte sich während des Auftritts zusehends, während eine Sturm- und Gewitterfront auf das Festivalgelände zuzog. Der Veranstalter reagierte besonnen und unterbrach das Programm für ca. zwei Stunden, während sich die Festivalbesucher in ihre Fahrzeuge und damit in Sicherheit begaben. Leider mussten die Auftritte von NESTOR, AVATARIUM und DRACONIAN dadurch witterungsbedingt ausfallen, auch wenn das Unwetter zum Glück doch einen Bogen um den Flugplatz machte. Der Veranstalter versprach, die drei Auftritte schnellstmöglich, am Besten schon im kommenden Jahr nachzuholen. Sicherheit geht vor. Um 16:45 Uhr öffnete das Infield wieder und eine Stunde später konnte das Bühnenprogramm planmäßig weiterlaufen.
17:55 – 18:40: ORDEN OGAN
Orden Ogan kamen mit ihrem frisch releasten Album The Order of Fear zum diesjährigen Rockharz Open Air. Die Power Metal Band um Mastermind Sebastian „Seeb“ Levermann eröffnete mit F.E.V.E.R., gefolgt vom ganz neuen Track Conquest. Seeb scherzte gewohnt locker darüber, dass die neuen Songs noch nicht so eingespielt seien und kündigte scherzhaft an, bei einem Fehler die Bühne zu verlassen. Das Publikum sollte beim Wiederkommen dann so tun, als wäre gar nichts passiert. Bei Moon Fire band Seeb das Publikum ein und ließ von der rechten Seite Fire und von der linken Seite Moon rufen, wobei sich das Moon eher wie ein „Muh“ von einer Kuh anhörte. Weiter gerockt wurde mit Gunman und The Order of Fear.
Fotos: Susanne Pfitzner
18:45 – 19:30 SOILWORK
Soilwork repräsentierten ihre Bandgeschichte mit einer gelungenen Mischung aus neuen Stücken und Klassikern. Tracks wie Nerve und Stabbing The Drama sorgten für ausgelassene Stimmung, während ältere Perlen wie Bastard Chain nostalgische Gefühle weckten. Die schwedischen Melodic-Death-Metal-Virtuosen, angeführt von Frontmann Björn „Speed“ Strid spielten auch den Titeltrack und fünf weitere Songs ihres letzten Albums Övergivenheten. Die perfekte Balance zwischen harten, aggressiven Passagen und melodischen, fast hymnischen Momenten ist das Markenzeichen von Soilwork, welches sie meisterhaft beherrschen. Speed Strids Fähigkeit, zwischen tiefem Growling und klaren, melodischen Gesangslinien zu wechseln, verlieh den Songs Dynamik und Tiefe. Die Band war in Topform, was nach dem schweren Verlust ihres Gitarristen David Andersson vor anderthalb Jahren nicht selbstverständlich ist. Soilwork haben sich nicht unterkriegen lassen und bewiesen, dass sie nach wie vor zu den Besten ihres Fachs gehören. Auch die Stimmung im Publikum war großartig. Bei bestem Wetter genossen die Fans den Auftritt.
19:35 – 20:35 SCHANDMAUL
Nach einer langen Pause aufgrund der schweren Erkrankung ihres Frontmanns Thomas Lindner, kehrten Schandmaul endlich zurück auf die Bühne. Schon bei den ersten Klängen von „Krieger“ war die Vorfreude des Publikums deutlich spürbar. Lindner, der sich nach seiner erfolgreichen Krebsbehandlung auf das Spielen von Akkordeon und Gitarre beschränken musste, sprach bewegend über seine Krankheit und den Weg der Genesung. Weil seine Stimme noch nicht vollständig wiederhergestellt war, wurde er von den Gastsängern Marco Klingel und Alea von Saltatio Mortis am Mikrofon vertreten. Die Band zeigte sich in bester Spiellaune. Mit Klassikern wie Hexeneinmaleins, Traumtänzer und Tatzelwurm zog Schandmaul alle Register. Knüppel aus dem Sack vom gleichnamigen Album, das erst im letzten Jahr erschienen ist, sorgte für mächtig Stimmung im Publikum. Besonders der gesellschaftskritische Song Bunt und nicht braun traf den Nerv der Zeit und wurde auch lautstark mitgesungen. Bei Der Teufel… und der abschließenden Zugabe Dein Anblick wurde getanzt, mitgesungen und umarmt. Die Rückkehr von Thomas Lindner auf die Bühne, auch wenn er vorerst nicht singen konnte, war ein emotionaler Moment für alle Anwesenden. Die Band versprach, weiterzumachen, um ihren Fans noch viele unvergessliche Konzerterlebnisse zu bieten. Wir freuen uns auf viele weitere magische Momente mit dieser außergewöhnlichen Band.
Fotos: Susanne Pfitzner
20:50 – 22:20 JUDAS PRIEST
Auf der Nachbarbühne machte sich eine Band bereit, auf die viele schon gewartet hatten. Entsprechend proppenvoll war es im Infield. Das Rockharz Open Air hatte die Ehre, eine der größten und einflussreichsten Metalbands aller Zeiten zu begrüßen: Judas Priest. Das ikonische Priest-Kreuz leuchtete in der Mitte der Bühne und kündigte eine Show an, die in die Annalen des Festivals eingehen würde. Als die ersten Töne von Black Sabbaths War Pigs als Intro erklangen, stieg die Spannung ins Unermessliche. Mit dem kraftvollen Invincible Shield Tour Anthem betraten Judas Priest die Bühne. Es kam mit Panic Attack ein weiterer Song des neuen Albums, das weltweit die Charts stürmte und in Deutschland Platz 1 erreichte. Der Übergang zu You’ve Got Another Thing Comin‘ ließ die Menge wie erwartet ausrasten. Es folgten Klassiker wie Rapid Fire und natürlich Breaking the Law. Ein besonderes Highlight war die Reise in die Vergangenheit mit Songs wie Riding on the Wind, Devil’s Child und Sinner. Die Fans genossen jeden Moment und sangen lauthals mit. Selbst die Synthesizer-Klänge von Turbo Lover, die einst umstritten waren, wurden frenetisch gefeiert. Rob Halfords Stimme war in Topform, und die Gitarrenriffs von Andy Sneap und Richie Faulkner schnitten wie gewohnt durch die Luft. Living After Midnight beendete diesen Wahnsinns Auftritt.
22:25 – 23:25 HYPOCRISY
Nach der Danksagung des Veranstalters an die treuen Festivalgänger und die unermüdliche Helfertruppe war die Bühne frei für Hypocrisy.
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Death Metal-Legende Peter Tägtgren, den viele auch durch sein Projekt Pain kennen, ist bei Hypocrisy der unangefochtene Frontmann. Mit seiner kraftvollen Stimme und dem meisterhaften Gitarrenspiel brachte er gemeinsam mit Bassist Mikael Hedlund und Drummer Reidar Horghagen eine geballte Ladung melodischen Death Metal auf die Bühne. Der Auftritt begann mit Fractured Millennium, und sofort war klar, dass Hypocrisy keine halben Sachen machen. Dichter Nebel legte sich schwer und undurchdringlich wie eine mystische Decke über die Bühne. Mit Adjusting the Sun und Eraser spielten sie gleich zwei Klassiker, die Köpfe flogen im Takt und die Fans vor der Bühne zeigten keine Anzeichen von Müdigkeit. Der unverzichtbare Abschluss kam mit Roswell 47, einem Song, der die Alien-Thematik der Band perfekt einfing und die Menge ein letztes Mal zum Ausrasten brachte.
23:30 – 00:30 LORDI
Nun kam eine der spektakulärsten Shows des Festivals: Lordi aus Finnland. Bekannt für ihre aufwendigen Kostüme und ihren Grand-Prix-Hit Hard Rock Hallelujah, bewiesen die Nordlichter um Obermonster Mr. Lordi wieder einmal, dass sie weit mehr zu bieten haben als nur ihren ikonischen Look. Die Bühne war in ein sehr dichtes Nebelgewand gehüllt, als die Band mit Dead Again Jayne ihr Set eröffnete. Mr. Lordi begrüßte das Publikum mit einem knarzigen „Danke schön“. Die Band legte eine kurzweilige Hard-Rock-Gruselshow hin. Hug You Hardcore, It Snows in Hell und Wake the Snake sorgten für ausgelassene Stimmung. Die Menge sang lauthals mit und feierte jeden Song mit ungebremster Energie. Besonders bei Klassikern wie Who’s Your Daddy?, Devil Is a Loser und Would You Love a Monsterman? erreichte die Stimmung ihren Höhepunkt. Die Bandmitglieder, allen voran Gitarrist Kone, der seit 2022 Amen ersetzt, beeindruckten mit ihren musikalischen Fähigkeiten und rockigen Posen im Stil der 80er-Jahre. Bassist Hiisi, Keyboarderin Hella und Drummer Mana, der seit 2012 neben Mr. Lordi fast am längsten dabei ist, lieferten eine 1a Performance. Das große Finale kam mit Hard Rock Hallelujah. Die Hymne verlangte von den Fans alle Sangeskünste ab. Es war der perfekte Abschluss eines grandiosen Auftritts.
00:35 – 01:30 FAUN
Stimmungsvoll, geheimnisvoll und magisch – so kann man den Ausklang des Rockharz Open Air 2024 beschreiben. Faun, die Meister des mittelalterlich anmutenden Pagan Folk, brachten eine einzigartige Atmosphäre auf die Bühne. Sie begannen mit dem epischen Baldur, das die Zuhörer sofort in die Welt der nordischen Mythen entführte. Die Mischung aus alten Volksliedern und zeitgenössischen Elementen sorgte für eine faszinierende musikalische Reise. Sänger Oliver „SaTyr“ Pade, ein Gründungsmitglied der Band, führte mit seiner beeindruckenden Stimme und seinem Spiel auf verschiedenen Instrumenten durch das Programm. Die Setliste war sorgfältig ausgewählt und passte perfekt zur mystischen Stimmung des Abends. Besonders hervorzuheben ist der Song Diese kalte Nacht, der nicht nur thematisch, sondern auch stimmungstechnisch perfekt zur späten Stunde und den kühlen Temperaturen passte. Walpurgisnacht war ein weiteres Highlight, das beim Rockharz natürlich nicht fehlen durfte. Die Zugaben Wenn wir uns wiedersehen und Ran rundeten das Konzert perfekt ab und hinterließen ein Publikum, das sowohl bewegt als auch begeistert war.
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Damit endete das Rockharz 2024. Es ist und bleibt mein absolutes Lieblingsfestival, perfekt organisiert, mit kurzen Wegen und einer Stimmung wie auf Klassenfahrt. Kein Wunder, dass das Rockharz 2025 in Rekordzeit ausverkauft wurde.
Die ersten Bands für das ROCKHARZ 2025 stehen bereits fest:
POWERWOLF
HEAVEN SHALL BURN
ASP
VERSENGOLD
SODOM
OVERKILL
DARK TRANQUILLITY
GLORYHAMMER
WARKINGS
DIE KASSIERER
J.B.O.
COMBICHRIST
VADER
ASENBLUT
KUPFERGOLD
NON EST DEUS
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