-Titelfoto: Karina-
Um kurz vor 19.00 Uhr zog ein dickes Regenband über die Rheinterassen in Düsseldorf – Sommer 2021. Schnell wurden vom Ordnungsdienst noch Regenponchos verteilt und die Blicke der Besucher gingen immer wieder zum Himmel. Der Stimmung konnte das Wetter jedoch nichts anhaben, darin war sich das bunt gemischte Publikum wohl einig, auch wenn die Tribüne mit den Sitzplätzen komplett unbedacht war.
Relativ pünktlich begann Campino mit der Lesung aus seinem autobiographischen Buch „Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde“. Auf mich wirkte er etwas angespannt aber nach den ersten positiven Publikumsreaktionen legte sich das sehr schnell. Bandkollege Kuddel begleitete ihn zu Songs wie Long way from Liverpool, Hope Street, Whole Wide World, The Field of Anfield, Poor Scouser Tommy und If we never meet again this side of heaven an der Gitarre.
Campino erzählte lustige Anekdoten, die er als Fan des FC Liverpool bei Fußballspielen der Reds erlebte, berichtete von seinen Erfahrungen mit deutschen Rentnern am Flughafen und verriet, wie der legendäre Fangesang mit Jürgen Klopp nach dem 2018 verloren gegangenen Pokalspiel gegen Madrid ins Internet geriet.
Campino schlug aber auch besinnlichere Töne an, als er über das Verhältnis zu seinen verstorbenen Eltern sprach.
„Menschen sind erst tot, wenn man nicht mehr an sie denkt.“
Der Kapitän des Rheinfrachters Calypso trug zu einem lustigen Programmpunkt bei, als er hupend an der Tribüne vorbeifuhr und das Publikum ihm zurückwinkte und johlte. Der kurz von dieser unerwarteten Reaktion seiner Fans irritierte Campino lachte über den ungeplanten Gastauftritt.
Während eines zweiten starken Regenschauers flüchteten zwar einige Besucher, aber der Großteil der Fans trotzte der Witterung und wurde am Ende für diese Treue noch richtig belohnt.
Campino verzichtete aus Solidarität auf einen Schirm, da das Publikum auch keinen benutzen durfte. Der Regen setzte seinem Lese-Manuskript ordentlich zu, doch Campino ließ sich von verklebten Seiten und verschwommener Schrift nicht aus dem Konzept bringen. Im Gegenteil, er lief zur Höchstform auf, improvisierte, kürzte längere Passagen und ignorierte auch seine regennasse Kleidung.
Der Song „Steh auf, wenn Du am Boden bist“ wirkte beim Publikum wie ein geheimes Kommando und einem Massenflashmop gleich sprangen fast alle 900 Besucher beim Refrain auf und sangen mit.
Nach „An Tagen wie diesen“ kündigte Campino dann die große Überraschung an:
„Es ist doch Quatsch das allein zu machen, wenn die Bandmitglieder auch da sind!“
Und so eilten Breiti, Andi und Vom aus dem Publikum für ein 45 Minuten Set mit vielen Klassikern wie Strom, Weil Du nur einmal lebst, You´re no good, Laune der Natur, Bonnie & Clyde, Opel Gang, Modestadt Düsseldorf, Altes Fieber, Hier kommt Alex, You´ll never walk alone und Bis zum bitteren Ende mit auf die Bühne.
„Wir können uns gar nicht mehr an den letzten Auftritt erinnern.“
Tatsächlich spielten die Musiker seit 2019 das erste Mal wieder live zusammen.
Die Band hatte sichtlich Spaß, das Publikum noch viel mehr. Die Toten Hosen durften wegen der Regensequenz ein paar Minuten hinten anhängen und nutzen die Zeit für eine Zugabe.
Ein fantastischer Abend, obwohl die Veranstaltung wohl recht kurzfristig von der Galopprennbahn in Grafenberg ans Rheinufer in das alltours Open Air Kino verlegt werden musste.
Es war ein Fest!!
Wer Campino und Kuddel verpasst hat, kann sie hier noch live erleben:
Im kommenden Jahr laden die Hosen zur großen Geburtstagsparty ein:
40 Jahre Die Toten Hosen Tour:
Und hier gibt es noch ein stimmungsvoller Netzfund vom Auftritt, aufgenommen von einem Besucher, zu finden bei Youtube: