Bergfestival Saalbach – Wenn der Schnee dröhnt – Ein Festivalreview von den Heavymädels

Turbobier @ Bergestival Saalbach

Wenn sich die Heavymädels Chrissy und Mo nicht gerade um Cafehäuser oder Naturschauspiele kümmern, sind sie unterwegs um Konzertbühnen und Festivals in ganz Europa unsicher zu machen. Diesmal waren sie in Saalbach Hinterglemm in Österreich beim Bergfestival zu Gast. Hier der Bericht:

Leider liessen es unsere Jobs nicht zu, dass wir schon am Freitag anreisten, somit versäumten wir die Auftritte u. a. von den Beatsteaks, Dicht & Ergreifend, Sonderschule oder Fiddler´s Green. Wir haben aber schon gehört, dass auch der erste Tag „supergeil“ war, und das nicht nur von einer Seite.

Bei wirklich strahlendem Sonnenschein erreichten wir Saalbach, das nicht nur mit Kaiserwetter, sondern auch mit echtem Schnee oben und perfekt preparierten Talabfahrten glänzte. Gleich zu Mittag stand für uns ein Pflichttermin auf dem Programm.

Da Rocka & Da Waitler

Wir kennen die Jungs ja schon seit Jahren, und haben sie schon auf den verschiedensten Festivals gesehen, ob in Wacken oder beim Full Metal Mountain in Kärnten – die Quetschn-Crossover Band aus Bayern steht einfach für beste Laune, Musik und Party. Was die Beiden aber auf der Hinterhag Alm aufführten, war wieder einmal ein Erlebnis der besonderen Art. Die beiden Flo´s wurden diesmal musikalisch unterstützt durch Drummer Andi, der sich durch perfektes Timing auszeichnete, und sie zu Höchstleistungen trieb. Als sich DRDW mit „Arschloch“ von den Ärzten, akkustisch begleitet von Hundertschaften von geölten Kehlen verabschiedeten, wussten wir – das war der perfekte Start in den Festivaltag.

Nachdem wir uns bei „der Evi“ mit deftigen Pinzgauer Kasnocken gestärkt hatten, und noch einige Zeit das traumhafte Wetter und Berggpanorama genossen hatten, ging es weiter mit dem Taxi zur Hauptbühne. Dort sollten

Granada aus Graz

das Programm auf den grossen Bühnen starten. Pünktlich auf die Minute, wie alles auf diesem Festival, ging es los. Und die schräg lustige Mundartpartie aus der Steiermark gab wirklich alles. Scheinbar unvollkommen und sympathisch fetzten die Jungs durchs Programm. Von Graz bis nach Berlin, so wie es sich gehört – mit einem kleinen Augenzwinkern, Granada waren wirklich perfekt. Und das Publikum wusste das zu würdigen.

Schauplatzwechsel. Diesmal in die düsteren Gruften des Castello, eines Clubs mitten in Saalbach. Dort ging es weiter mit

Erwin & Edwin,

der Band mit 2 Vornamen und der genialsten Live Performance auf dem Bergfestival. Also, ganz ehrlich. Auch wenn wir eher „heavy“ unterwegs sind – diese Band hat uns von den (nicht vorhandenen, weil nicht notwendigen) Barhockern gehaut.

Ca. 15 Sekunden nachdem sie die Bühne betreten hatten, und mit ihrem Rap / Funk / Bumsbeat Dingens (egal wie das heisst, war einfach nur geil) angefangen hatten, fühlte man sich wie beim Moshpit in Wacken. Nur mit anderer Musik.

Der Club war wirklich bis auf das letzte Mauseloch bummvoll, die Jungs lieferten eine Live Performance, die sich gewaschen hat, und wir tanzten bis zur letzten Zugabe. Leute – merkt Euch zwei Vornamen: Erwin & Edwin. Und wenn ihr irgendwo lest, das die Jungs in der Stadt sind – geht einfach hin. Von uns kriegen sie eine EMPFEHLUNG DER REDAKTION!

Ok. Genug geschwärmt. Schnell mal zwischendurch Pizza essen. Wie es sich für einen Wintersportort gehört, zu geschmalzenen Preisen. Und dann weiter zum ersten Headliner des Abends.

Seiler & Speer

Das Auditorium vor der Schattbergbühne war schon wohl gefüllt, so wie es sich für die aktuelle Nummer 1 Österreichs halt gehört. Und die Band gab sich auch als absoluter Headliner, was das Publikum lauthals zu honorieren wusste. Als besondere Schmankerl gab es die erste Live Performance der neuen Nummer 1 Single „Ala Bin“ und selbstfürnatürlich den Klassiker „Ham kummst.“

Seiler und Speer @ Bergfestival Saalbach

Nach dem Auftritt der Österreicher schnell mit dem (übrigens perfekt organisierten) Shuttlebus nach Hinterglemm. Dort spielten auf der Reiterkogelbühne

Feine Sahne Fischfilet.

Wer von dieser Band noch nichts gehört hat, ist sicherlich nicht politisch interessiert. Die Punker aus Mecklenburg Vorpommern geizten nicht mit Sozialkritik, brachten Bananen aus Ostdeutschland und böse Worte für die Rechten. Musikalisch waren sie ziemlich laut (oder lag es einfach nur am schlechten Setting der Anlage), rauh und wild. Den Leuten hats Spass gemacht, und wir haben endlich mal die Band gesehen, von der so viele sprechen.

Zum Konzertende zog es uns aber nach gegenüber, in den Tanzhimmel, wo unser Freund und Idol Marco Pogo mit seiner Tanzkapelle

Turbobier

direkt und extra aus Wien Simmering angereist war, um ebenfalls sehr politsch inkorrekt Liebeslieder an Polizisten oder Coversongs von deutschen Schlagerbardinnen zum Besten zu geben. Die Luft brannte und die Menschenmenge in der Apres Ski Bar feierte jede Nummer. Leider spielte die Band ein extrem kurzes Set, und war auch sonst ungewohnt ruhig. Das liegt aber wahrscheinlich am Jetlag, denn die Wiener kamen erst vor zwei Tagen von ihrer China Tour zurück. Trotz allem – es hat Riesen Spass gemacht – nicht nur uns, sondern jedem einzelnen in der proppenvollen Tanzbar. Turbobier hätte sich ebenfalls eine grössere Bühne verdient.

Turbobier @ Bergestival Saalbach

Und irgendwann, ganz spät nachts, mussten auch die härtesten Heavymädels mal ins Bett, und wachten erst spät am nächsten Morgen, bei leichtem Schneefall, auf.

Fazit:

Das Bergfestival in Saalbach ist eine Reise wert. Musikalisch kann das umfangreiche Programm für jeden etwas, sogar für uns Metalheads. Was den Ort und die Pisten angeht – Anfang Dezember so perfekte Bedingungen – einfach unglaublich!

Ein paar kleine Kritikpunkte: Auch wenn Saalbach teuer ist, die Getränkepreise sind wirklich zu hoch, und Verpflegung gibts nur in der Gastronomie. Vielleicht mal über Imbisstände nachdenken, und die Kalkulation noch mal überdenken.

Und dann war da noch das Ding mit dem Turmlift, der die Gäste laut Programm zur Hinterhag Alm bringen sollte. Aber der war nicht in Betrieb. Wir sind eben quer über die Piste gewandert, und mit dem Taxi retour. Wäre eventuell nett gewesen, wenn man es vorher gewusst hätt…

Wir geben aber dem Bergfestival 9 von 10 Bängs, für das geile Wetter, die wunderbare Kulisse und das abwechslungsreiche Programm. Nächstes Jahr sind wir sicher wieder dabei, wenn in Saalbach Hinterglemm der Schnee dröhnt.

By Uli

Seit den 90er Jahren journalistisch unterwegs. Sehr schlechter Schlagzeuger mit deutlichen Rechtschreibschwächen. Mitbegründer der legendären Punkrockband "The Ketchup Boys", welche 1989 ihren einzigen Auftritt hatte. Spricht mehrere Sprachen, kann einhändig Fahrrad fahren und mag Musik.

Related Post