„The Course Of Empire“ ist heuer für mich tatsächlich mein Erstkontakt mit den 2005 in Bayern gegründeten Epic Metallern Atlantean Kodex. Dabei schippern sie musikalisch absolut in einem meiner bevorzugten Genres: Epic-Doom Metal im Stil von alten Manowar, Bathory, Manilla Road, Candlemass oder Solstice. Das könnte daran gelegen haben, dass mit „The Course Of Empire“ jetzt erst das dritte komplette Album in der Bandgeschichte erscheint. Dabei wurde gerade das 2013 erschienene Vorgängeralbum „The White Goddess“ von der Fachpresse als Genre-Referenzwerk für nachfolgende Veröffentlichungen von Visigoth oder Gatekeeper geadelt. Auch jetzt war im Blätterwald schon einiges an Superlativen zum kommenden Album zu lesen. In der aktuellen Deaf Forever Ausgabe gar Album des Monats und mit Höchstnoten bedacht, war auch meine Vorfreude auf das Album inzwischen groß. Der Einstieg in das komplexe Werk fällt mir zunächst aber alles andere als leicht. Erst nachdem ich das Album mehrmals konzentriert über Kopfhörer oder bei der Fahrt im Auto intensiv gehört hatte, löste sich der anfängliche gordische Knoten und die Welt von Atlantean Kodex öffnete sich für mich…
Mit einem mächtigen doomigen Bathory-Riff wird man im Opener „The Alpha And The Occident“ in das Album hineingeleitet und gleichzeitig eine dichte epische Stimmung erzeugt, bevor der Song nahtlos in den heavy riffenden Longtrack (kurz ist aber eigentlich kaum eine Nummer auf dem Album) „People Of The Moon“ übergeht. Hier wird alles an Dramatik aufgefahren, was ein Epic Metal-Herz begehrt. Schleppende Parts gehen in voranpreschende Riffs über, während Sänger Markus Becker mit seinen leidenschaftlich dargebotenen Vocals durch den Song führt. Galoppierende Pferdehufe leiten „Lion Of Chaldea“ ein, das mit einem einprägsamen Refrain und einem schönen Twin-Gitarrenduell gegen Ende des Songs glänzt. Schwerfällig beginnt „Chariots“ und wird von atmosphärischen Keybords untermalt, bevor sich der Song durch eine mächtige Riff-Walze öffnet und geradezu explodiert. Epische Parts wechseln sich mit stampfenden Rhythmen ab, eine spoken-word-Passage sorgt für zusätzliche Dramatik. „The Innermost Light“ wird in seiner getragenen, fast schon sakralen Stimmung vom Gesang und den mächtigen Chören geprägt und ist mit seinen 3:33 Minuten beinahe schon als Einleitung zum folgenden „A Secret Byzantium“ zu verstehen. Auch hier herrscht eine an Bathory oder Therion erinnernde mystische Grundstimmung. Mittelalterliche Klänge sind zu Beginn von „He Who Walks Behind The Years“ zu hören, das Tempo wird wieder etwas erhöht und der Track entwickelt sich zu einem epischen Soundgemälde, das im Zwischenspiel „Spell Of The Western Sea“ endet. Im fulminaten Titeltrack „The Course Of Empire“ fahren Atlantean Kodex noch einmal das volle Programm auf, größe Chöre, eindringlicher Gesang und der dramatische Songaufbau machen ihn zum Herzstück des Albums. „Die Welt von gestern“ holt den Hörer nach einer guten Stunde mit spoken Words, Möwengezwitscher und Wellenrauschen in die Realität zurück, um dieses mächtige Werk zu verdauen.
Und das ist wahrlich keine einfache Aufgabe, denn die Bajuwaren machen es dem unvorbereiteten Neueinsteiger nicht einfach, den Zugang zur Welt von Atlantean Kodex zu finden. Man muss sich ausgiebig mit dem Werk beschäftigen, schnelles Futter für zwischendurch ist „The Course Of Empire“ sicherlich nicht. Die Songs sind lang und verschachtelt und erschließen sich nicht sofort. Einige Stücke hätten durchaus auch etwas straffer ausfallen können. Auch wenn Markus Becker sich als Sänger sicherlich weiterentwickelt hat, wünschte ich mir auf dem Album einen kräftigeren Gesang im Form eines Hochkaräters wie Anders Engberg (Sorcerer) oder natürlich Messiah Marcolin (ex Candlemass) am Mikro. Aber das ist sicherlich Jammern auf hohem Niveau. Unter dem Strich bleiben für dieses Monumentalwerk 8,5/10 Bängs auf der Habenseite.
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