MICHAEL SCHENKER veröffentlicht mit MSG am 03.10. mit „Don`t Sell your Soul“ den zweiten Teil seiner Album-Triologie – Albumreview

Michael Schenker begleitet mich musikalisch seit nunmehr über 40 Jahren. Was für mich 1983 mit der Veröffentlichung von „Built to Destroy“ und dem im ZDF gezeigten Auftritt beim Rock Pop in Concert in Dortmund begann, wird nun mit seinem neuen Album “ Don’t sell your Soul“ fortgeschrieben, das am 03.10. am Tag der deutschen Einheit erscheint. Nachdem mich in der Vergangenheit in den frühen 2000er so manches Album des Hannoveraner Supergitarristen irgendwie nicht abholen konnte, war ich nach einem starken „Comeback“ mit gelungenen Veröffentlichungen wie z.B. „Warrior“ natürlich auf das neueste Werk gespannt. Was würde nach dem Album mit den alten UFO- Songs im letzten Jahr folgen. Hat das erneute Einspielen und die Tour mit den alten Klassiker mit Michaels früherer Band aus den Jugendtagen irgendwie auf die neuen Songs abgefärbt? Oder gibt’s gar ganz neue Töne von Michael zu hören?

Photo Credit: Ross Halfin

Wie auch schon bei den letzten Alben aus dem MSG-Kosmos sind natürlich auch diesmal wieder einige Gastsänger auf der Scheibe vertreten, die den Songs ihren persönlichen Stempel aufdrücken. Neben Produzent Michael Voss, Robin Mc Auley und dem weniger bekannten Dimitri „Lia“ Liapakis, seines Zeichens Frontmann von Mystic Prophecy und Devils Train, hat auch dieses Mal wieder Eric Grönwall (ex-Heat, Ex- Slaughter) lt. Presseinfo den größten Teil der Songs eingesungen, wobei ich mehr als einmal grübeln musste, ob nun nicht doch Michael Voss die Vocals singt, die beiden klingen doch irgendwie verdammt ähnlich. Irgendwie höre ich zwischen den Zeilen immer wieder Parallelen zu Vossi’s früherer Band Casanova.

Los geht’s mit der ersten Auskopplung und Titeltrack “ Don’t save your Soul“, der sich gleich mal mit starker Melodie und gallopierendem Rhythmus im Ohr festsetzt und die Messlatte schon mal recht hoch für die folgenden 10 Tracks legt. Toller Song mit Erik Grönwall und Michael Voss am Mikro, die sich perfekt ergänzen. Michael Schenker zeigt sich mit seinen Wah Wah-Riffs gleich mal in Bestform, erinnert etwas an die alte Scorpions-Zeiten. Starker Auftakt, der in meinen Ohren das Zeug zu einem echten MSG-Klassiker hat.

Auch „Danger Zone“ mit seinem an alte Zeiten in den 80er erinnernden flotten Beginn weiß zu gefallen, auch wenn beim Refrain noch etwas mehr Power dem Song gut getan hätte. Hier dürfte wieder Michael neben Erik zu hören sein.

Dann ist erstmals Robin McAuley bei “ Eye of the Storm“ an den Vocals zu hören. Unverkennbar seine Stimme, die man aus hunderten Sängern raushören kann. Der Song ist zwar kein richtiger Hurricane mit Riffgewitter, gefällt mir doch deutlich besser als sein zweiter Song „Sixstring Shotgun“ mit seinem etwas langgezogenen Gesang, auch das Solo haut mich nicht um. Auch „Janey the Fox“ mit Michael Voss plätschert mir bis auf das kurze Gitarrensolo zu sehr.

Auffällig nach einigen Songs der neuen Scheibe, dass Michael endlich mal wieder sein Gitarrenspiel etwas mehr dem Song unterordnet und das teils ewige Gefiedel weglässt bzw. seine Solos eher dezent einsetzt. Gut so, denn in den letzten Jahren war mir das Geklampfe von Michael doch mehr als einmal gewaltig auf den Zeiger gegangen, wurden die Songs durch die Solos in meinen Ohren zu stark zweigeteilt und die Bindung des Solos zum Song fehlte.

Die zweite Video-Auskopplung „Can’t Stand Waiting“ ist ein gutes Beispiel hierfür, saustarker Song mit klasse Melodie, das Solo eher dezent im Hintergrund gehalten, und sich gut in den Song integriert, anstatt diesen zu teilen. Griffakrobatik in bester Schenker-Manier, einer der Highlights des Albums.

Mit „Sign of the Times“ und dem getragenen „The Chosen“ folgen dann in meinen Augen zwei der schwächeren Songs, ihnen fehlt mir doch etwas der Drive. Auch das Solo reißt mich nicht von Hocker, auch wenn hier der „alte Schenker“ das ein oder andere Mal durchschimmert und Michael mit Fingerakrobatik glänzt.

Bei „It’s you“ darf dann MSG-Neuzugang Dimitri „Lia“ Liapakis sein Debut geben. Von der Stimmlage an Gary Barden erinnernd, bringt er ein ganz anderes Klangbild auf die Scheibe wie die anderen 3 Sänger. Schenkers Solo überzeugt mit variablem Spiel.

Mit „Flash Bone“ folgt ein Song, der genau auf Erik’s Stimme zugeschnitten ist. Nach anfänglichem behäbigem Start setzt sich der Midtemposong dann direkt im musikalischen Gedächtnis fest und  begeistert er vor allem durch den coolem Refrain, auch wenn mir das Solo nicht ganz überzeugt. 

Mit dem schnellen von Doublebass dominierten „Surrender“ beschließt Michael Schenker das 2. Kapitel seiner Trilogie, das mit dem Album „My Years with UFO“ begann. Man darf auf Teil 3 im Jahr 2026 gespannt sein. 

Fazit:

Auch wenn auf „Don’t sell your Soul“ jetzt nicht alles golden glänzt und die Scheibe nicht an die Großtaten der 80er heranreichen kann, hat mir das neue Album insgesamt doch sehr gut gefallen. Insgesamt kommen die 11 Songs meist im Midtempo daher, echte Metaltracks sucht man (wie sicherlich nicht anders zu erwarten war) vergebens. Die Produktion der beiden Michael’s ist sehr gelungen, der Sound klingt modern und kraftvoll, ohne den Bogen zu den guten alten Zeiten zu verleugnen. Die Beiden bilden inzwischen ein eingespieltes Duo, das genau weiß, wo die Stärken des anderen liegen. Auch der langjährige Stammdrummer Bodo Schopf liefert mit Kollege Barend Courbois am Bass wieder einen druckvollen Background. Steve Mann liefert wie gewohnt solide Rhythmusarbeit und steht auch auf dieser Scheibe leider wieder im großen Schatten von seinem Boss.

Und über Michael Schenker, da braucht man nicht mehr viel erzählen, auch mit inzwischen 70 Jahren zählt er noch immer zu den besten Gitarristen des Planets, der Generationen von Gitarristen geprägt hat.

Echt Gitarrenfreaks dürften eventuell etwas enttäuscht sein und nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Aber das ist natürlich Geschmacksache, mir gefällt die dezentere Gitarrenarbeit diesmal deutlich besser wie bei den vorherigen Alben.

Trotz einiger Filler bekommt das Album von mir 8.0 Bangs. 

acht von zehn

Anspieltipps sind der Titelsong „Don’t sell your Soul“, „Can’t Stand Waiting“ oder das flotte „Flash & Bones“ – alle drei Songs wurden auch als Video veröffentlicht. 

Einziger Kritikpunkt ist die Covergestaltung, die ich sehr bescheiden finde, spricht mich überhaupt nicht an. Sollte hier irgendwie der Bogen zu UFO’s „Stranger in the Night“ geschlagen werden?

„Don’t Sell Your Soul“ erscheint am 3. Oktober über earMUSIC und kann hier bestellt werden

Tracklisting: 

  1. Don’t Sell Your Soul (Erik Grönwall/Michael Voss)
  2. Danger Zone (Erik Grönwall)
  3. Eye of the Storm (Robin Mc Auley)
  4. Janey the Fox (Michael Voss)
  5. Can’t Stand Waiting  (Erik Grönwall)
  6. Sign of the Times (Michael Voss)
  7. The Chosen  (Erik Grönwall)
  8. It’s You (Dimitri „Lia“ Liapakis)
  9. Sixstring Shotgun (Robin Mc Auley)
  10. FlesH & Bone  (Erik Grönwall)
  11. Surrender  (Erik Grönwall)

Lineup 2025:

Michael Schenker (Gitarre)

Bodo Schopf (Schlagzeug)

Barend Courbois (Bass)

Steve Mann (Gitarre, Keyboards)

Erik Grönwall (Gesang)

Gastsänger:

Robin McAuley (Gesang)

Dimitri „Lia“ Liapakis (Gesang)

Michael Voss (Gesang)

Webside / Facebook / earMUSIC Shop

By Thomas

Musikalisch bin ich seit den 80er vor allem im melodischen Hard& Heavy-Dschungel unterwegs und immer auf der Suche nach neuen und alten Perlen. Meine absoluten Faves sind Queenaryche, Y&T, Die Toten Hosen... u.v.a.....inzwischen kann ich mich aber auch für Mittelalterrockband wie Feuerschwanz oder Saltataio Mortis absolut begeistern. Ab und an geht mein Blick aber auch mal über den Tellerrand in Richtung Speed/Trash/Death...solange Melodien erkennbar sind. Auch wenn ich schon zu der Ü50-Fraktion gehöre, findet man mich bei Konzerten und Festivals fast immer Front of Stage, denn Sitzplatz beim Rockkonzerten, das passt bei mir einfach nicht zusammen. Erst wenn es ohne Rollator mal nicht mehr gehen sollte, ist die Tribüne vielleicht ne Alternative.

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