Am 12.09.25 erscheint das neue und inzwischen sechste Studioalbum „Innern“ von Der Weg Einer Freiheit. Seit ihrem ersten Album machten sich Der Weg Einer Freiheit einen Namen mit qualitativ hochwertigem atmosphärischem Black Metal, auch wenn dieser so manchem Anhänger früher norwegischer Töne zu komplex ist. Nachdem es auf Noktvrn auch einige Experimente gab, kann man gespannt sein, wohin die Reise bei Innern, dem laut eigener Aussage auf der Kompositionsebe aufwendigstem Album, gehen wird.
Wir erhalten insgesamt 6 Songs, wobei hierbei nur ein Song unter 6 Minuten verbleibt. DWEF bleiben ihren langen Stücken treu. Thematisch sind die Lyrics gewohnt eher kryptisch und laden zum Nachdenken ein, wobei sich die Inhalte zwischen Gesellschaftskritik und dem Innersten des Menschen bewegen. Musikalisch gehen DWEF diesmal keine Kompromisse ein. Man erhält ein kompositionell komplexes, aber für DWEF auch klassisches Black Metal-Album. Durch ihre Balance im Gitarrenspiel zwischen Monotonie und Melodie schaffen sie eine eigene Atmosphäre, die zum Versinken einlädt. Erwähnenswert ist hierbei insbesondere das abwechslungsreiche und technisch anspruchsvolle Schlagzeugspiel, welches ganz entschieden zur atmosphärischen und emotionalen Ausgestaltung der einzelnen Titel beiträgt. Es zeigt wieder einmal, dass Trommelklopfer Tobias Schuler deutlich mehr drauf hat als nur genretypisches Blastbeatgeballer, wobei dieses natürlich nicht zu kurz kommt.
Während es auf Noktvrn, wie bereits erwähnt, die einen oder anderen Experimente gab, geht Innern hier deutlich klassischer vor. Im Vordergrund steht ein direkter Black Metal ohne Kompromisse und großem Schnickschnack.
Der erste Track Marter startet mit einem sanften, aber schnell aufbauenden Intro. Direkt ist auch der verzerrte Bass von Neuzugang Alan Noruspur zu hören. Man fackelt nicht lange und die Energie baut sich schnell auf, um sich direkt in unbarmherzigen Blastbeats, Geschredder und Geschrei zu entladen. Da juckts doch direkt zu Beginn schon in den Haarspitzen!
Der Song schreitet schnell voran und man versinkt in der der geschaffenen, post-humanen Welt. Trotz seiner Länge von über neun Minuten wird das Eingangsstück nicht langweilig und nimmt einen mit auf einer emotionalen Achterbahn zwischen Melancholie, Aggression und doch einer kurzen Ruhe. Und dann kommt schon das Ende. Der Song endet meiner Ansicht nach sehr abrupt und reißt unsanft aus seiner aufgebauten Welt heraus.
Weiter geht es dafür in die titelgebenden Unterwelt der Maya, zum zweiten Stück Xibalba. Diesmal sogar mit über zehn Minuten Länge steigt Xibalba sehr direkt ein und überzeugt zu Beginn mit seiner rohen Klangatmosphäre. Die Screams gehen dabei schon fast in Richtung eines Growlings, was auch die dunkle Ausgestaltung der Lyrics untermalt. Erst zur Mitte des Tracks wird diese Aggression unterbrochen und das Lied entspannt sich mit ganz neuen Klangwelten. Leider enden diese sowie ihre fast schon hypnotische Wirkung erneut sehr plötzlich. Schade!
Im Dritten Stück Eos erahnt man zu Beginn, im Gegensatz zur Melancholie des bisherigen, sogar fast schon Dur-Töne. Die Fröhlichkeit währt aber nicht lange. Mit roher Gewalt treibt der Song in seiner ersten Hälfte, getragen auch von deutlich tieferem gutturalem Gesang in Abwechslung mit Screaming. Erst etwa zum dritten Drittel hin gönnt sich das Stück eine Verschnaufpause, bevor es mit mehr Atmosphäre weitergeht. Leider wird auch hier der Hörer am Ende erneut allein gelassen.
Fragment überrascht im Gegensatz zu vorherigen Stücken zunächst mit einer deutlicheren Ruhe und sogar cleanem Gesang. Der frische Wind tut dem Album auf jeden Fall gut, bevor es den Hörer mit treibenden Blastbeats und Disharmonien brutal vor sich hertreibt. Und diesmal… bamm! Ein Klavierschlag.
Der Übergang mit Finisterre III (Wie viele kommen da noch?) gelingt sehr gut. Das sanfte, in der Klanggestaltung aber trotzdem rohe, kurze Klavierstück erzeugt eine gute Überblendung zu Forlon.
Forlon beginnt mit einem dezenten, cleanen Gitarrenspiel und sehr ruhigen Synth. Synth! Ja, die gibt es auf dem Album, zum Glück aber nur deutlich zurückhaltend im Gegensatz zu manch anderen Black Metal-Kapellen. Banduntypisch ist der Song sogar auf Englisch gesungen. Doch nicht nur der Gesang, die gesamte Ausgestaltung hebt sich vom Album ab und weckt den Eindruck eines kurzen Ausflugs ins Blackgaze-Lager. Der fast schon glückliche neue Sound tut nach all der Traurigkeit und Aggression der vergangenen Stücke gut. Auch wenn sich durch Screaming und Geschredder zwar Gewohntes wieder einspielt hält sich die neue Atmosphäre weiterhin.
Forlon gibt „Innern“ einen wunderbaren, schönen Abschluss, welcher zum Ende eine gewisse, leicht traurige, Leere hinterlässt.
Abschluss. Den brauchen wir jetzt aber trotzdem noch nach dieser Reise. Die einzelnen Stücke von „Innern“ überzeugen den Hörer absolut. Und auch nach dem zweiten und dritten Durchlauf wird „Innern“ nicht langweilig, sondern entfaltet seine einsaugende Wirkung, trotz der unschönen Unterbrechungen, jedes Mal aufs Neue. Chapeau! Der Weg einer Freiheit haben hier die Messlatte für guten, atmosphärischen und komplexen Black Metal erneut hoch gesetzt, auch wenn man sich nicht all zu weit von bereits Gewohntem hinwegbewegt. Sowohl kompositionell als auch lyrisch überzeugt das Album voll und ganz und persönlich freue ich mich auch schon das Werk auf schwarzem Gold in den Händen zu halten.
Ein Wermutstropfen sind leider die bereits angesprochenen abrupten Enden und Übergänge zwischen den ersten Stücken. Hier hätte, dies aber meinem persönlichen Geschmack nach, der eine oder andere (nur ganz kurze) Übergangstrack oder ein längeres Auslaufen der Stücke gut getan zur Aufrechthaltung des atmosphärischen Bogens innerhalb des Albums. Dass man dies kann wurde auf vergangenen Alben bereits gezeigt. Daher gibt es hier einen kleinen Abzug, es bleiben aber trotzdem 9 von 10 Bangs.

Line Up:
Nikita Kamprad – Vocals, Guitars
Nicolas Rausch – Guitars
Alan Noruspur – Bass
Tobias Schuler – Drums
Titel-Liste:
1. Marter (9:24)
2. Xibalba (10:07)
3. Eos (7:30)
4. Fragment (6:24)
5. Finisterre III (2:00)
6. Forlorn (7:44)