In den Sommermonaten kommt man als Radakteur (und zudem neuerdings auch noch als Fotograf) nicht nur wegen der aktuell hohen Temperaturen ganz schön ins Schwitzen. Festival folgt auf Festival, dazu zwischendurch noch das ein oder andere Konzert das man besucht, Fotos sichten und aussortieren und auch die Berichterstattung im Rockmagazine soll ja nicht zu kurz kommen. Da fehlt es manchmal, neben dem Hauptberuf, an ein paar Stunden für die ehrenamtliche Arbeit bei unserem geliebten Magazin. So dauert es halt auch mal etwas, bis die Berichterstattung zu einem Festival veröffentlicht wird, wie aktuell bei meinem Festivalbericht vom Metalfest Open Air, das vom 06.-08. Juni im tschechischen Pilsen stattgefunden hat.
Das Savatage-Comeback in Oberhausen war natürlich ein Pflichtterin (den Bericht findet Ihr hier) und ein 4-Tagesaufenthalt beim belgischen Graspop Metal Meeting verhinderten leider die schnellere Veröffentlichung der Bilder vom Metalfest Open Air. Doch aufgeschoben ist besser als aufgehoben… und nun ist es endlich soweit:

Am Pfingstwochenende startete auch in diesem Jahr das Metalfest Open Air in Pilsen/CZ wieder als eines der ersten Open Airs in die Festivalsaison 2025. Nach den durchweg sehr guten Erfahrungen in den Vorjahren hat das Metalfest inzwischen einen festen Platz in meinem jährlichen Konzertkalender. Und so machte ich mich auch in diesem Jahr wieder mit meiner Frau auf die 400km-Reise gen Osten, um zusammen mit ca. 15.000 Metalheads aus ganz Europa und dem Rest der Welt 3 Tage lang im Amphitheater Lochotín die Nackenmuskulatur nach der langen Hallensaison wieder unter freiem Himmel lockern zu können.

Leider war Petrus in diesem Jahr anscheinend wieder mal gar nicht gut auf die schwarzen Kuttenträger zu sprechen, denn an den 3 Festivaltagen waren die sonnigen und trockenen Phasen gefühlt deutlich in der Unterzahl. So avancierte das Regencape und die Regenjacke neben dem Bierbecher und guter Laune zum wohl wichtigsten Utensil für die Besucher. Nur die ganz hart gesottenen Metallheads verzichteten gänzlich auf einen Regenschutz und ließen den Regenschauern einfach freien Lauf. Der Regen gehörte in den letzten Jahren meist zum M.O.A. dazu wie das Gambrinus Pilsener und Birell.
Glücklicherweise sind die Wetterkapriolen nicht ganz unverhofft gekommen denn so konnte man sich seelisch und moralisch auf die in den Wetterapps angekündigten Regenschauer einstellen. Dazu half dann auch das Frühwarnsystem eines der Pressekollegen, dessen Kollegen bei Rock am Ring/Rock im Park immer ein paar Stunden vorher in den Genuss der Schauer kamen, die kurze Zeit später auch das Publikum in Pilsen „beglücken“ sollte – quasi unser Frühwarnsystem für die kommenden Schauer.
Wir vom Rockmagazin waren während der 3 Festivaltage natürlich fleißig mit der Kamera unterwegs, um Euch einige der besten Momente auf und neben der Bühne präsentieren zu können. Leider waren auch wir Fotografen im vorderster Front gezwungen, unsere teils teure Ausrüstung mit einen Regenschutz gegen Wassereinbrüche zu schützen, sodass nicht immer alle Fotos zu unserer eigenen Zufriedenheit gelungen sind, und auch mal Bildausfälle wie leider bei All For Metal zu beklagen waren. Doch bekanntlich kommen nur die Harten in den Garten und so wollen wir uns jetzt nicht mehr weiter mit dem Wetter beschäftigen und uns lieber den aufgetretenen Bands widmen.

Wie immer hatte der Veranstalter Prago Konzert ein für jeden Geschmack das passende Programm für die 3 Tage zusammengestellt. Bunt gemischt von Metal, Pagan Metal, Death Metal, Symphonic Metal über Hardrock, auch Folk und Speedmetal waren vertreten. Und wenn mal eine Band nicht dem eigenen Geschmack entsprach, konnte man sich in der Fressmeile vor dem Amphitheater verköstigen oder in der Shoppingmeile mit CDs, T-Shirts und Schmuck eindecken. So entwickelte sich ein sehr gemütlicher und friedlicher Auftakt in die Open Air-Saison 2025, bei dem neben alten Metalrecken auch der Nachwuchs auf seine Kosten kam.

Tag 1 – Freitag, 6. Juni
Nach der Kontrolle und dem Zutritt ins eigentliche Festivalgelände sticht sofort als erstes die neu asphaltierte Fläche unmittelbar vor der Bühne ins Auge. Hatten sich in den Vorjahren bei Regen dort immer große Pfützen und Morast gebildet, hatte man in diesem Jahr erstmals den FOS-Bereich befestigt und mit einer Entwässerung ergänzt. Hatte man da schon eine Vorahnung oder wurde gar von Petrus vorgewarnt??? Auf alle Fälle eine gute Investition in die Infrastruktur.

Zum Auftakt des diesjährigen Festivals durften House of Dawn aus Spanien auf die Bühne, die einen Mix aus Alternative Rock, etwas Grunge und teils melodischen und eingängigen Hooklines hinlegten. Die Reihen im Rund des Amphitheater Lochotín waren nicht recht spärlich gefüllt, doch das anwesende Publikum hörte aufmerksam zu. Ein solider Start des Festivals.
Auch Christopher Bowes von ALESTORM hatte bereits früh am Morgen seinen Spaß in Pilsen. Obwohl er mit seiner Piratengang erst am nächsten Tag auf der Bühne stand, war er tatsächlich während des gesamten Festivals vor Ort und mischte sich immer wieder gut gelaunt unters Publikum.

Gleich im Anschluss folgte mit MAJESTICA eine sehr erfolgversprechende Band, die bereits im Vorprogramm von DOMINUM im Frühjahr überzeugen konnte. Mit Ihrem schnellen melodischen Symphonic/Powermetal-Mix trafen sie auf offene Ohren in Pilsen, und so war schon früh am Tag eine prächtige Stimmung zu vernehmen. Die bombastischen Chöre zusammen mit der ausdrucksstarken Stimme von Ex-Sabaton Gitarrist Tommy Johansson und die schnellen Gitarrenriffs ergänzten sich perfekt – ein energetisch und kurzweiliger Auftritt der Lust auf mehr in der Zukunft macht.

Für die Powermetaller von All for Metal hieß es dann quasi Geburtstag feiern. Exakt vor 2 Jahren spielten die deutschen Hoffnungsträger im Powermetal hier ihren ersten Liveauftritt überhaupt. Wie schon bei ihrem Livedebüt überzeugte die Band um das Gesangsduo Tim „Tetzel“ Schmidt und Antonio Calanna auch in diesem Jahr auf ganzer Linie.

Mit unermüdlichen Liveauftritten im Vorprogramm diverser Headliner erspielte man sich in den vergangenen 2 Jahren eine beachtliche Fangemeinde. Mit zwei Alben in der Discographie und eingängigen Hymnen wie „Born in Valhalla“ oder „Year of The Dragon“ hatte man keine Mühe, das Publikum sofort auf seine Seite so ziehen. Auch showmäßig war mächtig was auf der Bühne geboten. Auch wenn mancher Metalfan die Muskelshow und die knapp gekleideten Ladies auf der Bühne mit ihren Tanzeinlagen als abgedroschen abstempeln, den meisten Besucher hat der Auftritt gefallen und so wurde ALL FOR METAL richtig abgefeiert.
Wie sich kurz nach dem Festival leider herausstellte, wurden wir an diesem Tag unerwartet Zeuge einer der letzten Auftritte von Jassy an der Gitarre, denn die Gitarristin gab kurz nach dem Festival per Social Media ihren Ausstieg aus der Band bekannt. Schade, Jassy hat bei meinen 3 Shows die ich bislang sah immer eine gute Performance abgeliefert. Viel Glück an dieser Stelle für die Zukunft von meiner Seite. Leider waren bei der Show von ALL FOR METAL an meiner Kamera irgendwie die Einstellungen verstellt, sodass die meisten Fotos des Auftritts leider nicht brauchbar waren.
Von den folgenden BLOODBOUND aus Schweden sah ich leider nur die letzten Songs, da ich die Signing-Session von Epica nicht verpassen wollte, die zur gleichen Zeit im Autogramm-Zelt stattfand. Schließlich hatte ich hier die einmalige Chance, wirklich die komplette Band vor die Linse zum Signieren meiner Artbooks zu bekommen. Der Andrang war erwartungsgemäß riesengroß, doch ich kann verkünden: Mission erfolgreich abgeschlossen.

Bloodbound schienen wie schon bei ihrem Auftritt in den vergangenen Jahren sehr gut anzukommen, Songs wie „Creatures of the Dark“ und das Finale „Nosferatu“ wurden lautstark mitgegröhlt. Schien alles gepasst zu haben, wie der Applaus bestätigte.

Dann startete das frauengeführte Metaltripple des Tages. Als erstes enterten Lacuna Coil aus Italien die Bühne und lieferten mit Ihrem Gothic Metal ein mächtiges Riffgewitter nach dem nächsten ab. Das Duo Cristina Scabbia und Andrea Ferro stand dabei klar im Mittelpunkt des Geschehens, besonders Cristina mit ihrem roten Outfit das etwas an Rotkäppchen erinnerte, wurde lautstark abgefeiert.

Besonderer Höhepunkt war die spontane Geburtstagsüberraschung von Simone Simons (Epica) und Sharon del Adel (Within Temptation), die beim Auftritt von Lacuna Coil auf die Bühne kamen und ihrer Kollegin Cristina standesgemäß mit einer Torte zum 53. Geburtstag gratulierten. Nette Geste, die Cristana zu Tränen rührte. Leider fehlte mein persönlicher Lieblingssong „Save me“ auf der Setlist, auf den ich gehofft hatte, denn ich tue mich immer noch etwas schwer mit der Mucke von LACUNA COIL, irgendwie ist die Musik der Italiener ist nicht ganz mein Ding.

Mit Epica folgte dann einer der Highlights des Festivals für mich. Simone Simons und ihre Mannen legten eine faszinierende Show auf die Bühne, die gut und gerne auch den Headlinerposten hätte übernehmen können. Nachdem ich mir kurz vor dem Festival noch als Einheizer den bombastischen Auftritt von Ihrem „The Symphonic Synergy“-Auftritt im rapevollen AFAS Live in Amsterdam zuhause angeschaut hatte, war ich zusätzlich angefixt und mehr als gespannt, was die Niederländer ohne ein riesiges Orchester im Background von ihrem symphonischen Bombast bei einem Festivalgig rüber retten können.

Doch alle Zweifel waren unbegründet, EPICA lieferten wie auch wenige Tage später beim GRASPOP in Belgien einen saustarken Auftritt ab, der nichts zu meckern ließ. Simone Simons mit Ihrer kräftigen, opernhaften Sopranstimme, dazu die Crowls von Gitarrist Mark Jansen, der wahnwitzige Keyboarder Coen Janssen, der nur am Rumflitzen war, und dazu natürlich das Wichtigste, geile Songs mit orchestraler Power, die mitreißen. So muss Symphonic Metal der härteren Art klingen. Highlights waren für mich der neue Song „Arcade“ und natürlich das noch immer geniale „Cry for the Moon“ vom Debütalbum.

Mit „Beyond The Matrix“ und dem abschließenden „Consign The Oblivion“ wurden nochmals alle Register des Symphonic Metal gezogen. Feuerfontänen en mass, dazu die berühmt berüchtigte „Wall of Epica“ beim Abschlusssong. Für Fans des Genres wurde geboten, was man sich im Vorfeld wünschte. EPICA gehören verdientermaßen zur Speerspitze des Symphonic Metal. Einziger Wehmutstropfen vielleicht, dass der Auftritt nicht bei Dunkelheit und als Headlinershow gespielt wurde, da wirkt alles nochmals bombastischer – vielleicht beim nächsten Gastspiel in Pilsen.

Dieses Vergnügen hatten dann im Anschluss die Landsleute von WITHIN TEMPTATION, die den gut 15.000 Zuschauern im nun prall gefüllten Ampitheater eine perfekte Headlinershow boten.

Noch am Mittag vor der Show hatte Sharon wie es schon zu Tradition in Pilsen bei Metalfest geworden ist, im direkt nebenan liegenden Zoo die Patenschaft für ein Tier übernommen. In diesem Jahr war es eine männliche Riesenschildkröte, der Sharon den Namen Baba-Haplo Edward gab, ein Tribut an ihren Vater, dem sie bei dieser Gelegenheit zum Himmel gewunken hatte. Die Schildkröte wurde nach einem hölzernen Schildkröten-Talisman aus Indonesien benannt, den Sharon ihrem Vater einmal schenkte. (Das Video aus dem Zoo in Pilsen könnt Ihr hier finden, leider jedoch nur auf Tschechisch!)

Wie schon vor drei Jahren bei Ihrem letzten Besuch brachte Sharon Del Adel die Bühne zum Beben. Eine eindrucksvolle Lichtshow und perfekter Klang machten denn Auftritt zu einem wahren Siegeszug. Eine grandiose Show, perfektes Live-Setting – starke Bühnenbilder und die nach einigen Songs mit kleinen Startproblemen herausragende Stimme von Sharon den Adel waren ein würdiger Abschluss des ersten Tages. Der Einstieg machte „We go to War“ und „Bleed“ vom noch aktuellen letzten Album, gefolgt von den größten Hits aus der inzwischen auch schon fast 30-jährigen Karriere der Band. Ob „Shot in The Dark“, „Faster“ oder „Paradise“ mit Tarja Turunnen auf der Videowall, es war eine Freude.

Die Songs wurden lautstark mitgesungen und abgefeiert und auch Petrus hatte in diesem Jahr ein Einsehen, und verzichtete anders als noch vor 3 Jahren auf das Öffnen der Schleusen. Einer der Höhepunkte war sicherlich „Wireless“, bei dem Sharon auch den Ukrainekrieg mit einbezog. Die sich von Brücken und Felsen stürzenden Menschen im Videoclip auf der riesigen Videowall waren sicherlich mehr als nur ein Wink Richtung Osten. Mit einer ukrainischen Flagge am Arm gibt Sharon abermals ein eindeutiges Statement Richtung Putin. „Supernova“ widmete Sharon dann ihrem verstorbenen Vater, immer wieder emotional die Ansprache der sympathischen Sängerin.

Als Zugabe folgte natürlich „Mother Earth“, der Pflichtsong einer jeden WITHIN TEMPTATION-Show seit vielen Jahren, bevor man sich mit James Horner-Cover „For The Love Of A Princess“ vom Band unter lautem Jubel von dem begeisterten Publikum verabschiedete. Wieder mal ein starker Auftritt der Niederländer Combo, die mich in den letzten 20 Jahren noch nicht enttäuscht hat.

Damit ging dann nach jeder Menge Frauenpower der erste Tag zu Ende. Ein durchaus starker Tag gleich zu Beginn des M.O.A., so konnte es gerne weitergehen!
Tag 2 – Samstag 07. Juni

Der 2. Festivaltag startete bereits um 10:30 mit der ersten Band des Tages VANAHEIM. Die Band aus Tschechien ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen niederländischen Pagan Metal Band. Als einzige Band des Festivals präsentierten VANAHEIM Ihre Songs in tschechischer Landessprache.

Der Powermetal war ganz net anzuhören, auch wenn man anfangs etwas mit der Sprache haderte. Doch wenn man den befremdlichen Klang der Sprache etwas hinten anstellte, konnten Songs wie „Devět světů“ oder „Fenir“ durchaus gefallen. Dem Tschechischen Publikum gefiel das ganze natürlich und so wurden die Songs schon früh am Morgen gefeiert und waren ein guter Einstieg in den heutigen Festivaltag.
Im Anschluss gab es die erste Lineup-Änderung, den die ursprünglich angekündigte libanesische Death Metalkombo Kimaera mussten Ihren Auftritt leider absagen. Auch wenn ich jetzt kein Death Metal Anhänger bin, hätte ich mir mal Metal aus dem fernen Osten angehört. Als Ersatz sprang die Schweizer Band MIRACLE Flair mit Frontfrau Nicole Hartmann ein.


Auch wenn ich musikalisch gesehen, zunächst mal gar nicht so enttäuscht über die Absage von KIMAERA war, denn Frauenpower ist ja eigentlich absolut mein Ding. Doch leider konnte mich die Band nicht überzeugen, zu sehr plätscherten die Songs dahin und auch Nicole konnte mich jetzt nicht wirklich mit Ihrem Gesang flashen, sodass der Auftritt für mich zu den schwächsten des Festivals gehörte.
Da war die nächste Female-Fronted Band ein anderes Kaliber. FROZEN CROWN aus Italien konnten mit ihrem schnellen melodischen Powermetal durchaus begeistern. Mit ihrer Frontfrau Giada „Jade“ Etro haben die Mailänder ein kleines Energiebündel in Ihren Reihen, dass das Publikum schnell mitreißen konnte.

Technisch beinahe in der Speedmetal-Liga angesiedelt, flogen die Finger der beiden Gitarristinnen Alessia Lanzone und Alexandra Lioness und ihrem männlichen Kollegen Federico Mondelli nur so über die Griffbretter, fast wie bei Dragonforce gab`s schnelle Riffs und Doublebass in Hülle und Fülle.

Auch wenn nicht jeder Song ein Kracher war, so konnten Frozen Crown insgesamt doch ordentlich mit Songs wie „Night of the Wolf“ oder dem Schlusssong „I Am The Tyrant“ beim Publikum punkten.
Im Anschluss enterten ihre Landsleute von Elvenking die Bühne. Ihr Pagan Metal konnte mit Melodie und Härte gleichermaßen überzeugen und so konnten die Italiener um Frontmann Damnagoras drei Jahre nach Ihrem letzten Besuch in Pilsen erneut ihre Fans zu Freudentänzen anregen.

Mit ihrem Violinisten Lethien brachten Elvenking ein ganz spezielles Klangbild auf die Bühne, das den Song etwas Mmittelalter Feeling verpasste. Party war angesagt und die Crowdsurfer hatten sichtlich Spaß.
DYNAZTY waren als nächstes dran. Souverän wie immer performten die Schweden ihre Hits, bei der neben ihrem erstklassigen Frontmann Nils Molin auch der Rest der Band musikalisch absolut überzeugte. Die melodischen Powersongs begeistern die Massen und nicht nur wegen der ungeheuren Hitdichte ihrer Alben sind Dynazty einer der heißesten Eisen Im Melodic Metal. Songs wie „Waterfall“, „Presence Of Mind“ oder „Game of Faces“ gehören mit zu den Highlights, die das Genre zu bieten hat und lassen den Fuß einfach nicht still stehen, und so schwingt das Tanzbein fleißig mit, während auch mal die Haare beim Bangen wild durch die Gegend fliegen.

„Heartless Madness“ eignet sich zum Abschluss perfekt, um das Publikum in einen kleinen Gesangswettstreit einzubeziehen. Ob nun die rechte Seite lauter wie die linke Seite war, bleibt zweitrangig, Nils schafft es alle im Amphitheater mit einzubeziehen und Partylaune zu verbreiten. Starker Auftritt trotz Regenschauer.

Mit Lord Of The Lost folgt dann eine der spannendsten Auftritte für mich. Nach meinem ersten LOTL-Gig bei der letzten Tour war ich gespannt, wie die Songs der Darkrocker bei Tageslicht und auf einem reinen Metalfestival funktionieren. Auch wenn sich mal wieder Petrus mit kräftigen Schauern ins Geschehen einmischt, lässt sich Chris Harms davon nicht beirren und zieht souverän seine Show durch.

Auch wenn der Auftritt optisch mit zu den schwächeren des Festivals gehörte, schwarze Kleidung auf schwarzen Hintergrund wirkte irgendwie nicht richtig, so war musikalisch doch einiges geboten. LOTL wählen extra die härteren Songs für die Setlist und brachten mit „Moonstruck“ und „I Will Die in It“ gleich zu Beginn zwei Livepremieren.

Mit dem Bronski Beat-Cover „Smalltown Boys!“ gab es auch bekannte Töne aus den 80er, das natürlich lautstark abgefeiert wurde. Mit dem anfangs getragenen „Loreley“, bei dem Chris zum „One Man Circlepit“ einlud und dem folgenden ESC-Hit „Blood and Glitter“ wurden dann zwei der großen Songs der Hamburger ausgepackt, die den eindrucksvollen Auftritt perfekt abrundeten. Chris entpuppte sich mal wieder als ein echter Profi, der sich auch nicht zu schade war, an die vorderste Front in den Regen zu gehen. LORD OF THE LOST haben echt abgeräumt, sodass sich die Frage nach dem Zusammenpassen von LOTL und METALFEST endgültig erübrigt.
Mit AMARANTHE stellte sich dann einer der vielleicht künftigen Headliner dem Publikum. Die Schweden mit ihren Tripple-Vocals schafften die perfekte Symbiose aus Härte, Melodie und modernen Metalcore-Passagen, die vor allem beim jüngeren Publikum ankommen dürfte.

Neben Frontrohre Elize Ryd und dem für die guteralen Passagen zuständigen Mikael Sehlin hatte Dynazty-Fronter Nils Molin seinen zweiten Auftritt an diesem Tag. Die beiden Bands sind in der Sommersaison meist im Paket zu buchen, konnten aber auch wieder wie schon im letzten Jahr beim Masters Of Rock- Festival mächtig abräumen. Leider war es noch nicht Dunkel, und so verlor der Auftritt etwas an der Faszination vom Masters-Auftritt, bei dem die Lichtshow und die Dunkelheit die Wucht der Songs positiv unterstützen. Highlight für mich die geile Single „Damnation Flame“.

Für den Co-Headliner Posten am zweiten Tag hatten Prago-Konzert dann die schottischen Piratenbande von ALESTORM gebucht, die zwar gefühlt bei jedem Festival in den vergangenen Jahren mit auf dem Lineup standen, die es jedoch trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen?) immer wieder schaffen, die Meute auf jedem Festival mit Ihrem Pirate-Metal und ihren legendären Partyhits zum Kochen zu bringen. So auch wieder in Pilsen, als Frontmonster Christopher Bowes aus vollen Rohren einen Krachern nach dem anderen abfeuerte. Songs wie „P.A.R.T.Y.“, „Drink“ oder natürlich der Taio Cruz-Gassenhauer „Hangover“ trafen genau ins Schwarze bei den Fans und sorgten überall für Partystimmung.

Sogar eine lange Polonaise durchs Amphitheater wurde gesichtet, beste Stimmung wohin man blickte. Es wurde geschunkelt, gerudert und gepogt, und die fliegenden Piraten im Publikum sorgten für mächtig Arbeit bei den wie schon in den vergangenen Jahren immer gut gelaunten Security (Ein Dank an die Jungs hinter dem Absperrgitter an dieser Stelle – ihr habt mal wieder nen tollen Job gemacht). Mit „Killed to Death by Piracy“ gab´s erstmals auch live einen neuen Songs von der am 20.06. erschienenen neusten Scheibe „The Thunderfist Chronicles“ zu hören. Ob nun in „Mexico“ oder „Uzbekistan“, Alestorm können überall ihren Anker werfen, um gemeinsam mit „Fucked with the Ankor“ den Mittelfinger in die Höhe zu strecken. Es macht einfach immer wieder Spaß, den grünen Schotten mit ihren gelben Riesenenten zuzuhören.

Nachdem die Schottenbande die Bühne geräumt hat, wird dann alles für die deutsche Metal-Institution Kreator vorbereitet. Zwei überdimensionale Köpfe dominieren das Bühnenbild, ehe Urgestein „Mille“ Petrozza mit seinen Jungs zum Aufgalopp bläst.

Für alle Trash-Fans waren KREATOR ein Freudenfest, brachten Sie das Amphitheater zum Abschluss des Tages nochmals zum Beben. Da ich jedoch bekannterweise noch nie ein Anhängern der Band war, trete ich nach einigen Songs den Heimweg an. Auf dem Rückzug hört man noch aus einiger Entfernung das laute Dröhnen der Songs. Auch meine Ohren haben genug mitgemacht für heute, leichtes Pfeifen macht sich trotz Ohrstöpsel bemerkbar, denn im Fotograben bekommt man alles aus allererster Nähe auf die Trommelfelle. Für heute reicht es für mich, denn den Tag über bleib nicht viel Luft zum Verschnaufen zwischen den Bands, …und schließlich folgt morgen noch der Endspurt des Festivals

Tag 3 – Sonntag 8. Juni
Der Tag startet zunächst mit einer längeren Wartezeit vor dem Einlass. Eigentlich sollte es um 10:30 schon losgehen, doch dann machte das Gerücht von der Absage von Heaven Shall Burn die Runde. Sänger Marcus Bischoff hatte am Vortag bei Ihrem Auftritt beim Rock am Ring den Auftritt abbrechen und sich mit einem unbekannten Infekt in die Klinik begeben müssen. Da in der Kürze der zeit kein Ersatz mehr gefunden wurde, entschloss man sich, die Auftrittszeiten der ersten Bands nach hinten zu schieben, um den ausgefallenen Slot zu füllen. Schade, denn eigentlich hätte man den Bands ja einfach ein paar Minuten mehr Spielzeit anbieten können.

Doch um 11:30 ging`s dann doch noch mit modernen Klängen in Form der griechischen Extrem-Metal Band W.E.B. laut und hartin den Schlußtag. Weiss geschminkte Gesichter, dazu blutige Arme, der Anblick verhieß harte Kost. So war es dann auch, nicht ganz mein Ding, ein solider Start, doch das Interesse war noch nicht allzu groß und die Reaktionen des Publikum am Morgen noch verhalten.

Im Anschluss durften die deutschen Hardrocker HUMAN ZOO an den Start. In diesem Jahr die einzige Band, die eher den klassischen Hardrock huldigte und damit auch die älteren Rockfans zufrieden stellen durfte. Mit Ihrem Saxophonisten hoben Sie sich deutlich von den anderen Bands ab, und konnten spielerisch überzeugen.

Dann waren AD Infinitum an der Reihe, auf die ich mich eigentlich im Vorfeld besonders gefreut hatte, konnte mich die Band um die charismatische Frontfrau Melissa Bonny mit Ihrem Album „Chapter II – Legacy“ richtig begeistern. Leider entpuppte sich der Auftritt etwas als Enttäuschung und konnte meine (zu hohen?) Erwartungen leider nicht erfüllen. Zu oft konnte Melissa mit Ihrem Gesang an diesem Tag nicht überzeugen, obwohl sie eigentlich eine phantastische Sängerin mit einer sehr vielseitigen Stimme ist – von hohen Tönen im Klargesang bis zu tiefsten Growls beherrscht sie eigentlich alle Tonlagen.

Doch klang der Gesang heute das ein oder andere Mal für mich leider etwas schräg. Auch die neue musikalische Ausrichtung der Band auf den letzten beiden Scheiben hat sich in meinen Ohren leider etwas zu sehr von ihrem Legacy-Stil abgewandelt und konnte mich schon auf Platte nicht abholen. Insgesamt waren mir die Songs irgendwie zu modern, aber das ist meine ganz persönliche Meinung. Schade, hatte mir etwas mehr von dem Auftritt erhoff. Da hatte ich Ad Infinitum im Vorprogramm von In Extremo schon deutlich besser gesehen.

Weiter im Programm: Municipal Waste aus Richmond / USA holten zum ersten Nackenschlag an diesem Tag aus. Mit Ihrem Speed/ Trash Metal ging nun mächtig die Post vor der Bühne ab. Die Jungs wurden kräftig von der härteren Fraktion abgefeiert, und so war nun hektischer Betrieb bei der wilden Show vor der Bühne. Circle Pits und eine hitzige Stimmung – perfekt zum endgültig Wachwerden. Auch wenn es jetzt nicht meine Lieblingsmuke wird, die Jungs kamen richtig gut an.

Kurz vor dem Festival hatten CREMATORY ja verkündet, dass Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten können und Ihren Auftritt aufs nächste Jahr verschieben müssen. Als Ersatz wurden die ungarischen Folk Metaller DALRIADA engagiert, die ich auch schon 2022 in Pilsen und im letzten Jahr beim Masters Of Rock gesehen hatte. Trotz ihrem ungarisch sprachigen Gesang konnten Sie für ordentlich Stimmung sorgen und rockten ordentlich die Bühne.

Dann waren Death Angel an der Reihe, die ich mir allerding bis auf die ersten drei Songs zum Fotografieren schenkte. Trash Metal ist mit wenigen Ausnahmen nicht gerade mein Ding, und die US-Amerikaner gehören nicht zu diesem erlesenen Kreis.

Da zog ich es vor, im Rahmen eines „dienstlichen Treffens“ ein Bierchen mit Redaktionskollege Olli aus Österreich zu trinken, der in diesem Jahr auch mal wieder in Pilsen „privat“ am Start war.

Vor lauter Quatschen hätte ich dann beinahe noch den Start von Stratovarius verpasst, und so musste ich mich kurz vor Beginn der Show noch schnell durch den FOS-Bereich drücken, um noch rechtzeitig in den Fotograbe zu gelangen. Die Finnen um Timo Kotipelko legten einen starken Auftritt auf die Bühne und konnten mit einem Querschnitt aus den vergangenen 30 Jahren die Massen mitreisen. Der schnelle Powermetal funktioniert nach über 35 Jahren auch heute noch immer. Highlights für mich „Unbreakable“ und natürlich „Hunting High and Low“, dass in keinem Stratovarius– Konzert fehlen darf.

Dann wurde es allmählich dunkler und pünktlich zum heutigen Headliner bog auch die Dunkelheit im Lochotkin auf die Zielgerade ein, um für den heutigen Schlußact ein passendes Umfeld zu erschaffen. Den Abschluss eines wieder mal sehr abwechs-lungsreichen Festivals übernahm in diesem Jahr der King persönlich: die Metallegende King Diamond kehrte nach 12 Jahren zurück nach Pilsen und durfte mit seinem spektakulären Bühnenshow den dritten und letzten Tag des diesjährigen Metalfest Open Airs beschließen. Schon vor dem Beginn der Show versammelten sich zahlreiche Doubles des King in vorderster Reihe, um sich die besten Plätze zu ergattern.

Eine riesige Treppe, die gerade noch so unter das Bühnendach passte, stand im Mittelpunkt der Show, die neben der Musik vor allem mit optischen Reizen nicht geizte. Gleich zu Beginn der Show musste u.a. Abigail dran glauben und wurde vom King persönlich mit dem Dolch dahingestreckt. Optisch unterhaltsam und auch lichttechnisch erstklassig.

Auch wenn ich seit jeher kein großer Fan von dem eunuchenhaften Gesang von King Diamond bin, wollte ich mir zumindest einen Teil der Show anschauen, auch wenn ich gestehen muss, dass es mir nach einigen Liedern dann doch genug des hohen Gesangs war und ich vorzeitig den Rückzug angetreten bin. Ganz spurlos sind die 3 Tage dann doch nicht an mir vorüber gegangen, man wird halt doch älter und steckt so ein 3-Tages Festival nicht mehr so leicht weg wie in jungen Jahren, zumal am Beginn der Festivalsaison. Den Kind Diamond und Mercyful Fate Fans dürfte die Show gefallen haben, denn neben dem neuen Song „Spider Lilly“ gab es einen Querschnitt durch Kings Solo Karriere, auf Songs von Mercyful Fate verzichtete er diesmal komplett. Zum Abschluss bekam dann natürlich auch „Abigail“ in Form des gleichnamigen Songs nochmals ihren Platz in der Setlist, was ich jedoch nicht mehr live vor Ort miterlebte.

FAZIT:
Auch in diesem Jahr war das METALFEST OPEN AIR trotz des teils bescheidenen Wetters wieder ein voller Erfolg. Tolle und abwechslungsreiche Bands, die lockere Atmosphäre, kurze Wege und auch die zivilen Getränkepreise sind ein guter Grund, warum im nächsten Jahr der Besuch des Metalfest in Pilsen ganz sicher wieder auf der Agenda stehen wird. Auch das Cashless-System funktioniert tadellos, Wartezeiten bei der Bändchenausgabe und beim Bezahlen sind Fremdworte in Pilsen, alles klappt perfekt. Auch die Erstattung des Restguthaben lief problemlos von zuhause aus. Alles in allem passte auch 2025 (bis auf den Regen) wieder alles. Auf ein Neues im Jahr 2026.
Mein Dank gilt an dieser Stelle noch Martina von Prago Konzert für den Fotopass und die Möglichkeit in diesem Jahr aus dem Fotograben zu fotografieren
Abschließend noch ein paar Anregungen an die Veranstalter:
Es wäre wünschenswert, wenn die Veranstalter oder die Eigentümer des Lochotkin Theaters den eingeschlagenen Weg mit weiteren Verbesserungen der Infrastruktur fortführen würden. Hier könnte man z.B. den Platz für die Toilettenanlagen etwas besser befestigen und auch eine Begradigung der Fläche wäre bei der Verrichtung des notwendigen Geschäfts sicher von Vorteil, denn im Schrägen lässt es sich einfach schlechter pinkeln…
Auch die Flächen zwischen den Bankreihen könnten eine Sanierung erfahren, damit sie nicht immer bei Regen große Pfützen bilden können.
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Text & Fotos : Live it Loud Pics by Thomas Jenne