Die Vorfreude auf Weigendorf war schon groß. Denn es war uns bisher leider aus Zeitgründen nicht vergönnt dorthin zu fahren. Was schon irgendwie seltsam und ärgerlich ist, denn wir haben nur etwa 25km zum Veranstaltungsort. Der Sommer ist einfach viel zu vollgestopft mit Terminen jeglicher Art, was auch dazu geführt hat, dass wir nur Freitags dieses Open Air besuchen konnten. Aber was solls, besser ein halben Festival als gar kein Festival.
Auch das Wetter sollte mitspielen, was keine Selbstverständlichkeit ist nach den letzten Wochen voll mit Regen, Gewittern und viel zu wenig Sonne. Ganz anders an diesem Tag. Der Weigendorfer Himmel zeigte sich von seiner besten Seite, statt Gummistiefel an den Füßen reichten Sneakers und auch der Regenmantel konnte Zuhause bleiben. Die Zeichen standen also gut für ein paar Stunden den Alltag zu vergessen und stattdessen gute Musik zu hören, nette Leute zu treffen und Party zu machen.

Nachdem üblichen Prozedere des Einlasses, beginnend mit der Anreise, der Parkplatzsuche, dem Einlass bis zum Erhalt des obligatorischen Festivalbändchens, dann die erste positive Überraschung. Mitten auf dem Gelände stand ein Mobil der Graf Arco Brauerei, die fleißig Freibier ausgeschenkt haben. So lob ich mir den Tag und sowas nenne ich mal eine vernünftige Werbeaktion. Mit einem vollen Becher köstlichstem niederbayrischen Gerstensaft (schöne Grüße an dieser Stelle an J.B.O., dazu an anderer Stelle mehr) hieß es dann ab zur Bühne, denn um 16:30 ging es dann los mit GFM – Da Gruaba da Flötzi und das Mammut, einer Coverband, die mit Klassikern, unter anderem von Rage Against The Machine, Green Day und einen hervorragend vorgetragenem Wicked Game von Chris Isaak gut Stimmung machen konnten. Zum letzten Song der Band,  Nellie the Elephant von den Toy Dolls, durfte dann auch noch ein als Elefant verkleideter Zuschauer auf die Bühne um dort seine Faxen zu machen. Nicht der schlechteste Start in einen stimmungsvollen Abend.

Nach einer kurzen Umbaupause wurde es „etwas“ härter mit der, noch relative jungen, Metal Core Formation Howl Like Wolves. Die erst 2021 gegründete Band machte ihren Job verdammt gut. Wer mich kennt weiß das ich dieser Art von Musik nicht unbedingt besonders aufgeschlossen bin, tummelt sich doch viel zu viel Müll in dem Segment herum. Aber die Jungs konnten mit eingängigen Liedmaterial, Energie geladener Performance und Musikern die wissen was sie tun überzeugen, dazu Titel im Gepäck wie Crown, Watch The World Callapse und Unholy könnte die Band in Zukunft durchaus attraktivere Spielzeiten im Line Up ergattern.  Denn trotz der noch überschaubaren Menge vor der Bühne bildete sich ein beachtlicher Circle Pit und auch so mancher Headbanger wurde gesichtet.

Die nicht viel später gegründeten Our Promise schlagen musikalisch in dieselbe Kerbe wie die Band vor Ihnen und spielen ebenso energiegeladenen Metalcore mit feinen Melodien mit viel Emotion vorgetragen, gepaart mit heftigen Riffs und heftigen Shouts. Zur Überraschung der Fans der Stuttgarter gab es den noch nicht veröffentlichten Song Where Do I Go und die bis dato noch nicht live gespielte Single HiJack um die Ohren. Auch hier Daumen hoch für deren Auftritt.

Um die Umbaupause zur nächsten Band zu überbrücken wurde es Zeit sich die Futterstände mal genauer anzusehen, von der Auswahl her konnte man nicht meckern. Natürlich sollten auf einem Festival die Klassiker Steak- und Bratwurstsemmeln vom örtlichen Metzger nicht fehlen, preiswert und lecker. Zur Auswahl standen aber auch Döner (8,-€), Pizzastücke (4,-€), Spätzle oder Pulledporksandwich und auch Preis-/Portionstechnisch war es angemessen, das haben wir schon überteuerter gesehen. Auch die Getränkepreise waren mit 4,50€ für verschieden Biersorten und 3,-€ für alkoholfreies durchaus noch in Ordnung. Und Apropos Getränke, die Camper die ihren Müllsack brav gefüllt abgegeben haben durften sich über einen Weigendorf Open Air Becher zur Belohnung freuen, das funktioniert bestimmt besser als so mancher Müllpfand auf anderen Festivals. Wo gegessen wird braucht es auch Toiletten, diese waren sauber, ausreichend und kostenlos im Infield.

Pünktlich um 20:30 zur besten Prime Time enterte die Rock ’n‘ Blow Kapelle D’Hundskrippln die Bretter, die für so manchen die Welt bedeuten. Eigentlich das totale Kontrastprogramm zu den Bands zuvor. Allerdings gibt es mit den vorhanden Blassinstrumenten auf der Bühne mehr Metall zu bestaunen, als bei so mancher reinrassigen Heavy Metal Band. Und die Tuba die zum Einsatz kam hat mindestens soviel Bass wie der Tieftöner von Joey DeMaio (Manowar). Dazu hatte man den Eindruck die Band hat tatsächlich Spaß auf der Bühne und das ging auch aufs Publikum über, die Songs wie Gloana Bauer, der Song den jeder kennt oder die aktuelle Single 10 vo 10 abfeierten. Fangsicher zeigte sich Manuel Peisker, Sänger der Truppe, der mit einer Hand ein im aus dem Zuschauerraum zugeworfenes Handy auffing, sich im Selfie Modus beim Performen filmte um es dann wieder auf den gleichen Weg zurück zu „geben“!

Ich war fast, aber nur fast geneigt, den Gig von J.B.O. nicht zu erwähnen, viel zu ketzerisch ist deren Song Fränkisches Bier. Es soll ja durchaus gutes Bier geben, die Band kommt ja nicht aus Köln, aber es geht ja nichts über den göttlichen Trank aus meiner niederbayerische Heimat Niederbayern. Allerdings waren J.B.O., bis auf den einen Song viel zu gut um nicht darüber zu schreiben. Vom Intro weg, bis zu Ein Fest, dass den Schluss des Auftritts der Franken markierte, ein durchaus gelungenes Gastspiel in Weigendorf, dass hier abgeliefert wurde. Am besten sind natürlich die älteren Lieder angekommen wie Im Verkehr, Verteidiger des Blödsinns und natürlich ein guter Tag zum Sterben! Letzteres aber vom Publikum aus nicht so textsicher wie gedacht, intoniert, sowas passiert.

Zu guter Letzt gab es dann noch feinsten Irish-Punkrock um die Ohren, dargeboten von The Feelgood McLouds. Offensichtlich muss die Anlage um die Zeit schon etwas müde gewesen sein, denn der Sound war leider nicht so gut und druckvoll wie bei den anderen Bands zuvor. Nichtsdestotrotz haben die Saarländer abgeliefert und die Menge, nach viel guter Musik, in die restliche Nacht entlassen.

Leider kann ich aus persönlichen Gründen nur über Freitag berichten, aber ich denke nicht das es unser letzter Besuch in Weigendorf war. Wir kommen wieder, keine Frage!

By Christian B

Ich höre alles von traditionellem Heavy Metal, Black, Death, Trash, Folk. Power über Punkrock und was es sonst noch so alles gibt, gut muss es halt sein. Bei was es mir allerdings die Zehennägel aufstellt ist langweiliger Prog wie in Dream Theater, Queensrÿche, Opeth und co. zelebrieren. Da schlafe ich schlichtweg ein.

Related Post