Genre: Alternative, Post-Punk, Pop-Punk

Land: Deutschland

Es ist soweit: Stand Up Stacy hauen nach gefühlt hundert Singles endlich den langerwarteten Nachfolger zu „The Magnificent You“. Eines muss man vorab aber auch noch gleich sagen: The Best Of Me, Summer Feeling und They Won´t Get Us Down haben es nicht auf „Heroes And Heroins“ geschafft. Ist das schlimm? Für mich als riesen Fan der Band und von CDs auf jeden Fall, im Falle des Albums ist der Schritt aber verständlich.

„Heroes And Heroins“ hat eine sehr spezielle Energie. Irgendwie leichter zugänglich als das Debut Album und doch noch mal um einiges experimenteller. Bevor ich aber (versuche) das Album neutral zu bewerten, noch ein paar Worte an die Band selbst. Seit dem Release von „The Magnificent You“ bin ich mit den Jungs in regem Kontakt. Etwas das ich sehr zu schätzen weiß, so hat sich etwas das man wohl als moderne Brieffreundschaft bezeichnen kann, entwickelt worüber ich mich sehr freue. Die Jungs sind unfassbar sympatisch und zur Releaseshow schaff ich es dann auch endlich mal nach München, um einer meiner liebsten Bands zu lauschen.

Nun aber zu dem warum ihr hier gelandet seid. Den Opener stellt der schon gut bekannte Song All For You dar, welcher als zweite Single zum Album veröffentlicht wurde. Das Intro klingt nach 2000er Teenie-Movie und würde auch auf den Soundtrack zu American Pie passen, zumindest bis die Drums die Führung übernehmen und aus dem geradlinigem Punksong eine epische Nummer ala Welcome To The Black Parade machen. Die Gitarren werden aber nicht ausgeblendet sondern sorgen aus dem Hintergrund klingend für eine Verstärkung der Epicness. So sind die Strophen durchaus ruhiger und experimenteller. Im Refrain wird hingegen mehr auf die Kacke gehauen und der Punk rausgelassen. Oder doch nicht? Im Refrain verstecken sich im Hintergrund nämlich noch Geigen. Hier muss ich ganz klar empfehlen die Nummer über Kopfhörer zu hören, um wirklich alles wahrnehmen zu können. Unabhängig davon ist der Sound unfassbar genial.

Überraschenderweise sind die Stacies auf ihrem zweiten Longplayer doch auch deutlich härter. Das zeigt schon das folgende Welcome To Paradise. Wir werden mit feinsten Screams in Empfang genommen, darüber legt sich ein fetter Riff, bis wir dann doch wieder melodisch in die erste Strophe starten. Dieses geschriene Welcome To Paradise ist absolut wunderbar, doch auch was ansonsten noch passiert ist schlicht weg genial. Instrumental wird hier so viel mehr geboten als „nur“ ein bissl Metalcore-Flair aufkommen zu lassen, viel mehr steckt hier Punk, Alternative und, ja haltet mich für verrückt, gerade in den Strophen viel Pop. Auch hier empfiehlt sich die Musik über Kopfhörer zu genießen, da auch hier so viel im  Hintergrund passiert das sonst untergeht.

Mit dem folgenden Queens folgt der wohl bisher persönlichster Song der Band. Ganz klar hat Queens einen gewissen balladesken Touch, doch auch hier unterscheidet sich das Quartett aus München von anderen. Der Song bekommt einfach viel mehr Platz. Das beweist schon das openning Riff und im weiteren die sehr dynamische und treibende Arbeit an den Drums, ebenso wie die klar sehr punkigen Riffs im Pre-Chorus. Im Refrain wird Kraft und Geschwindigkeit noch einmal gut angezogen, ehe in den Strophen wieder alles etwas ruhiger wird. Ein Wechsel den die Jungs wieder einmal absolut flüssig hinbekommen. Einfach fein an zu hören. Für eine gewisse Live-Atmosphäre sorgen die Oh-Ohs, die auf kommenden Konzerten sowas von genial zünden werden.

Erstmals wird auch eine Ansprache in einem Stand Up Stacy Track eingebaut. Im Fall von Queens ist dies eine Ansprache vom Basketballer Kevin Durant, in der er sich bei seiner Mutter bedankt. Etwas das wir doch alle öfter machen sollten.

Bisher konnte jeder Song seine ganz eigene Stimmung und Dynamik, inklusive feinen Nuancen die immer anders klingen. Ist es da überraschend das auch Loved For Too Long wieder etwas anders klingt? Vermutlich nicht, aber dann auch doch wieder. So ehrlich muss man nämlich sein: Das Genre in dem sich die Stacies bewegen ist eigentlich doch etwas limitierter, aber hey, wer braucht eigentlich auch Genregrenzen? Wie klingt aber Loved For Too Long wirklich? Erst mal macht es einen ähnlich lockeren Eindruck wie auch schon Summer Feeling. Atmet aber in diesem Fall den Vibe der 2000er noch einmal um einiges mehr. Will heißen, klingt wie blink-182 oder Sum 41 zu ihren Anfängen. Gekonnt wird aber natürlich nicht kopiert sondern das Ganze dem Sound der Stacies angepasst.

Dennoch ist er schon fast ungewohnt straight. Das Drumming schiebt die Nummer ordentlich an und auch die Riffs gehen vom ersten Ton sowas von fein in die Ohren. Generell haben es die Jungs unglaublich stark drauf große Melodien zu erzeugen. Auch wenn der Track nur drei Minuten geht wirkt er, positiv gesehen, deutlich länger. Wie immer also eine runde Sache von den Jungs.

Bekanntlich leben wir in einer schnelllebigen Zeit. Songs sollten nicht zu lange sein. Musikalisch und lyrisch bitte einfach gehalten und schon hat man doch wohl einen Hit oder? Zumindest die Länge von The Playlist Song entspricht dem Ansatz und sonst? Sonst ist The Playlist Song der Song der vom gesamten Stil her sehr an Summer Feeling erinnert, dazu Travis Barker gedächtnis Drumming. Der Track geht sehr schnell in Arme, Beine und Ohren. Eine total angenehme Auflockerung zu den bisherigen Nummern. Mit dabei übrigens der Sänger Zirkel, der seinen Part aber auch auf Englisch darbietet (Zirkel singt sonst für gewöhnlich auf Deutsch).

Auch das folgende Slip Away, gemeinsam mit Things That Need To Be Fixed, geht in eine sehr ähnliche Richtung wie auch The Playlist Song. Sehr viel Pop-Punk, sehr straight. Eine totale Ohrwurmnummer, auch wenn sie musikalisch leider doch eher das Schlusslicht auf einem sehr, sehr guten Album darstellt, obgleich das Feature richtig gut klingt und wir mehr ein Duett als lediglich einen Gastbeitrag bekommen.

Nach den beiden guten aber doch im Vergleich etwas abfallenden Songs kommt mit Run wieder ein typischer Stacies Track. Typisch bedeutet hier das sich die Jungs abermals nicht so strickt in ein Genre packen lassen. Stilistisch verarbeiten sie den Pop-Punk aus den vorherigen Songs und wandeln ihn langsam wieder in Richtung Stadion um. Irgendwo zwischen American Idiot und Know Your Enemy bauen Stand Up Stacy hier einen großartigen Song auf. Instrumental wieder enorm stark mit einem ruhigen Part gegen Ende und dem verzweifelt schreienden Uwe dann ganz am Ende. Großes Kino, verdammt großes Kino, das die Band hier vom Stapel lässt!

Schon auf „The Magnificent You“ haben die Stacies ein instrumental gepackt. Das einleitende Intro, auch auf „Heroes And Heroins“ gibt es mit Interlude wieder ein atmosphärisches Instrumentalstück. Es scheint wohl das sie dieses Mal vielleicht eine Geschichte einleiten wohlen, die über die letzten drei Songs erzählt wird. Ist das nicht der Fall ist Interlude auch wenn ich die Atmosphäre gern mag nicht unbedingt nötig.

Unbedingt nötig ist aber Call To Arms. Gefühlt ziehe ich in jedem zweiten Satz Vergleiche zu blink-182, Green Day und My Chemical Romance. Auch bei Call To Arms muss ich diese wieder ziehen. Mir scheint das Stand Up Stacy vor allem Instrumental extrem viel von sich abverlangen und sich gefühlt von Song zu Song steigern wollen. Während sich viele Bands hier verzetteln und dies nicht schaffen gelingt es mit Call To Arms, der irgendwo zwischen Uptempo und Ballade daher kommt, wieder die Qualität hoch zu halten. Nicht nur das die Arbeit an Gitarre, Drums und Bass wieder wunderbar ist, auch die weiteren Elemente, wie die mega guten Geigenparts fügen sich verblüffend stimmig ein und wirken nie deplatziert oder künstlich. Einfach eine unfassbar starke Nummer, einer noch zu unbekannten Band.

Where It All Ends leitet dann auch tatsächlich langsam aber sicher das Ende des Albums ein. Mit Unterstützung von Tim (Devil May Care) hauen die Stacies ihren bis dato härtesten Song raus. Gesanglich teilen sich Uwe und Tim die Arbeit, wieder mehr ein Duett als nur ein einfaches Feature. Instrumental wirkt Where It All Ends schon fast zahm, was aber eben die Vocals wieder wegblasen. Gerade im Refrain muss ich auch immer wieder an Linkin Park denken. Trotz der Härte ist das Tempo des Songs aber tatsächlich großteils im Midtempo angesiedelt. Erst im letzten Drittel wird dies aufgebrochen, bevor der Track in bester Alesana-Manier wunderbar eskaliert.

Am Ende steht dann eine Ballade, wie auch schon bei „The Magnificent You“. Für mich zumindest die schönste Ballade des Jahres. Eingeleitet mit Akustikgitarre und Vocals, bis mit einsetzen des Refrains scheinbar ein ganzes Orchester einsteigt. Den Fokus lassen die Jungs dennoch auf der Akustikgitarre. Ich liebe es wie die Vocals teilweise in den hohen Momenten einfach nicht steril und perfekt sind. Sie sind ehrlich. Instrumental passiert für eine Ballade sehr viel und Til We See Us Again ist ein wunderbarer Abschluss für ein tolles Album.

Fazit:

Auch wenn die Stacies es nicht ganz schaffen ihr eigenes Niveau komplett zu halten stecken die Jungs mit „Heroes And Heroins“ trotzdem viele anderen Bands locker in die Tasche.

Der Sound, der eben nicht so 100%ig strickt in ein Genre eingeteilt werden kann steht Stand Up Stacy extrem gut. Ich liebe die Musik der Jungs einfach und im Vergleich zu „The Magnificent You“ konnten sich Stand Up Stacy noch einmal ordentlich steigern. Fans von den oben bereits wiederholt genannten Bands müssen unbedingt reinhören.

Ich vergebe 10 von 10 Bängs.

zehn von zehn

„Heroes And Heroins“ erscheint am heutigen 14. Oktober und ist als CD, Vinyl, Digitales Album und Stream erhältlich.


Stand Up Stacy sind:

Simon Kurz – Drums

Markus Mund – Bass

Uwe Kriegbaum – Vocals

Daniel Jocher – Guitar


Tracklist:

1. All For You

2. Welcome To Paradise

3. Queens

4. Loved For To Long

5. The Playlist Song (feat. Zirkel)

6. Slip Away (feat. Things That Need To Be Fixed)

7. Run

8. Interlude

9. Call To Arms

10. Where It All Ends (feat. Tim Heberlein (Devil May Care))

11. Til We See Us Again


Übrigens gehen Stand Up Stacy auf eine Releasetour. Die Dates findet ihr hier:

21.10.             Kult 9                         München                  mit Swallow´s Rose

28.10.             Luise                          Nürnberg                  mit BLACKTORY

                                                                                           Money Left To Burn

29.10.             Club Zentral             Stuttgart                     Kein Bock auf Nazis Festival

04.11.             Tsunami Club          Köln                           4 Zimmer Küche Bad        

05.11.             Goldene Krone        Darmstadt                 Hopscotch


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By Patrick

geb. 1993, Musik-Fan seit 2010, Verheiratet, Ein Sohn, Bevorzugte Genres: Metalcore, Post-Hardcore, Progressive Metal, Pop-Punk, Alternative Rock. Neben seiner sozialen Ader ist Patrick auch für feinste Recherche und Tiefe in seinen Reviews und Berichten bekannt.

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