Vor einigen Wochen hatte ich bereits von der Kickstarter-Kampagne zum Kartenspiel “Horns Up!“ berichtet, das in Kooperation mit der italienischen Metal-Band Lacuna Coil entstanden ist.
Nachdem die Ankündigung schon vielversprechend ausgefallen war, hatte ich nun die Möglichkeit zum Spieletest von “Horns Up!“. Freundlicherweise wurde mir von den Machern eine Vorabversion des Spiels zur Verfügung gestellt, um “Horns Up!“ einem ausgiebigen realen Spieltest zu unterziehen. Inzwischen wurde das Spiel bereits von über 5000 Personen getestet, unter anderem wurden im Vorfeld von Konzerten Testspiele angeboten, um die Resonanz auf die Spielidee zu testen.
Leider besteht aufgrund der Corona-Regelungen zur Zeit keine Möglichkeit, das Spiel in geselliger größerer Runde unter „richtigen“ Metalheads bei Bier und Steak zu testen. So musste meine Familie am 1. Mai herhalten, damit ich „Horns Up!“ zumindest zu viert auf Herz und Nieren testen konnte. Daher gab`s auch Selters statt Sekt, was jedoch für mich als bekennender Radler-Trinker kein Problem darstellte.
Bevor wir zum eigentlichen Spiel kommen, kurz ein Wort zu meinen Testpersonen/Mitspielern: Bis auf meine Frau sind wir alle Fans von guten Gesellschaftsspielen, was den Musikgeschmack betrifft sind allerdings nur meine Frau und ich im Metalbereich fest verwurzelt. Dies ist zwar nicht kriegsentscheidend für den Spielverlauf, hat aber im Gesamtkonzept der Spieleentwickler eine gewisse Bedeutung. Meine Tochter war zunächst in Bezug auf das Spielethema etwas skeptisch. Was hat der olle Metaller da wohl wieder angeschleppt, ist sie doch schon genug genervt, wenn Papas Metal-Mucke mal wieder durchs ganze Haus dröhnt. Doch sie ließ sich zum Test überzeugen und war mit an Bord.
Doch nun zum Spiel selbst:
“Horns Up!“ ist ein Kartenspiel, das thematisch bei einem Metal-Konzert stattfindet und bei dem es darum geht, sich als Erster durch Geschick und List einen Weg vom Eingang durch die Fanmenge zu bahnen, um als Erster die Bühne zu erreichen und dort die Band Lacuna Coil abzuklatschen.
Das Spiel ist für 3-9 Spieler ausgelegt und kann somit auch in größerer Runde gespielt werden. Als Spieldauer sind auf der Verpackung 40 Minuten angegeben. Die Altersangabe des Hauptspiels liegt bei +8 Jahren, während die bereits entwickelte Erweiterung „Black Deck“ wegen einiger etwas „jugendanstößigen“ Bilder (u. a. sind zwei nackte Brüste auf der Groupie-Karte zu sehen) erst ab 18 Jahren geeignet ist.
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Insgesamt ist das Spiel sehr modern gestaltet, immer mit entsprechendem Bezug zum Spielthema Konzert und Heavy-Metal. Als Spielfiguren dienen 9 verschiedenfarbige “Pommesgabel-Hände“ aus Holz, und auch die sonstige Aufmachung ist von Sara Forni meines Erachtens sehr liebevoll von gestaltet, sodass jeder Rock- und Metalfan seine Freude an der Aufmachung haben dürfte.
Den Hauptbestandteil des Spiels stellen natürlich die insgesamt 137 verschiedenen Karten dar, was natürlich für ein Kartenspiel mehr als logisch erscheint. So wird durch das VIP-Ticket z. B. der Startspieler ermittelt, die Eintrittskarten stellen die Startfelder für die Teilnehmer dar und begrenzen das eigentliche Spielfeld. Auf den Bühnenkarten sind dann Sängerin und Frontfrau Cristina Scabbia und die anderen Bandmitglieder verewigt, und tragen maßgeblich zum Geschehen vor der Bühne und Spielverlauf bei. Neben den für das Erreichung der Bühne verantwortlichen Wegekarten sind auch diverse Sonderkarten mit Spezialeffekten enthalten, die ganz im Stil eines Metalkonzerts das Spielgeschehen auf dem Spielfeld beeinflussen und durch taktisches Ausspielen dem eigenen Ziel behilflich oder den Mitspieler beim Erreichen der Bühne schaden können. So gibt es z. B. „Crowd Surfing“-Karten, mit denen man über von Gegnern aufgebaute Mauern aus hartnäckigen Zuschauern drüber surfen kann. Oder die „Wall Of Death“-Karten, die das Publikum in der Mitte der Bühne in zwei Gruppen aufteilt. Für entsprechende Bestrafungen der Mitspieler werden „Balladen-Marker“ eingesetzt, ganz nach dem Motto „zur Strafe“ muss der Metaller mal wieder eine schnulzige Ballade anhören.
Als besonderes Gimmick dient die Umverpackung gleichzeitig als Bühne und Zielfeld des Spiels, auf der man ganz nach dem Spielmoto sein Handy im aufgeklappten Deckel plazieren kann und während des Spiels ein Live- Video z. B. eines Lacuna Coil-Konzertes abspielen kann – selbstverständlich können auch andere (Metal)-Videos abgespielt werden.
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Bei meiner erhaltenen Vorabversion des Spiels handelte es sich um eine englisch/italienische Ausgabe des Spiels mit einer als Kopie beigefügten deutschen Anleitung. Final sollen aber bei Veröffentlichung von „Horns Up!“ auch Versionen in verschiedenen Länderversionen, u. a. auch in Deutsch, erhältlich sein.
Einstieg ins Spiel:
Nachdem ich mir die beiliegende deutsche Spielanleitung das erste Mal durchgelesen hatte, war ich zunächst etwas ratlos. So ganz erschloss sich der Ablauf des Spiels für mich als nicht ungeübter Gesellschaftsspieler noch nicht. Die Grundidee und das Ziel waren zwar klar, aber die Beschreibung der einzelnen Sonderkarten war mir nicht eindeutig genug. So suchte ich mal in der allwissenden Kiste YouTube nach einem entsprechenden Video. Glücklicherweise fand ich bei Brettspiel Guro ein gelungenes Video, welches sehr gut beim Einstieg in „HornsUp!“ weiterhilft und die grundsätzlichen Dinge sehr gut erklärt.
Da die mir vorliegende Vorabausgabe in englischer und Italienischer Sprache ist, dauert es ein zwei Spiele, bis man die Begrifflichkeiten ins Blut übernommen hatte, ein kurzer Blick in die Anleitung ist am Anfang aber immer mal wieder erforderlich.
Zum Spielverlauf:
In jeder Spielrunde zieht jeder Spieler zunächst zusätzlich zu den auf der Hand befindlichen Startkarten eine Karte vom Kartenstapel, bevor er jeweils zwei Aktionen je Runde ausführen darf, die seinem Ziel, die Bühne zu erreichen, behilflich ist oder alternativ seinem Gegner schadet und deren Weg zur Bühne erschwert. Durch das Legen der Wegekarten wird nun versucht, einen Weg durch die Menge zu bauen, um seine Spielfigur Schritt für Schritt zur Bühne zu bewegen. Jedoch muss dabei immer ein wachsames Auge auf die Mitspieler geworfen werden, nutzen diese doch teils die selbst gebauten Wege und „schnorren“ sich genau wie beim richtigen Konzert mit nach vorne zum Bühnenrand.
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Die verschiedenen Sonderkarten mit Spezialeffekten bringen dann die Würze ins Spiel. So kann z. B. durch geschicktes Bauen von (Zuschauer)Mauern den Mitspielern der Weg versperrt werden, der nur mittels der Crowd Surfing-Karte überwunden werden kann. Hat eine gegnerische „Pommesgabel“ sich zu sehr der Bühne genähert, kann man über die Pushed Away Karten diese wieder nach hinten verschieben.
Durch viele verschiedene Aktionskarten und deren geschickten Einsatz entsteht viel Abwechlung im Spielverlauf. So gleicht kein Spiel dem anderen und es können mehrere Spiele nacheinander gespielt werden, ohne dass Langeweile aufkommt.
Fazit:
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wie bei fast jedem Spiel, welches man zum ersten Mal spielt, dauerte es auch bei Horns Up! ein paar Spielrunden, bis die Einzelheiten und die einzuschlagende Taktik klar wurde. Doch dann konnte es richtig losgehen: Taktische Finessen wurden klar, mit Mauern wurde den Gegenspielern die Laune vermiest und der Weg zur Bühne fleißig verbaut, Balladen-Marken wurden den Gegnern zugespielt, um diese auszubremsen … der Ergeiz war geweckt und so wurde nach dem Ende eines Spiels sogleich von den Eintrittskarten aus in das Revanchespiel gestartet. Selbst meine nicht Metalmusik-affine Tochter meinte, dass ihr „Horns Up!“ sehr gut gefallen hatte, was schon aufgrund der o. g. Vorgeschichte Kompliment genug ist.
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Durch die Hinzunahme des Erweiterungssets Black Deck mit weiteren 56 Karten, welches von den Spielemachern gleich mitentwickelt worden war, kommt durch neue Zugmöglichkeiten und Variationen noch mehr Vielfalt ins Spielgeschehen. Wie bereits gesagt, ist die Erweiterung ab 18 Jahren. Dies sollte man aber nicht ganz so ernst nehmen, wenn man sich nicht daran stört, dass die Groupies ihre beste Seite zeigen oder Mr. Metal seine Braut mal von hinten nimmt. Hier bedienten sich die Macher natürlich auch an dem übergroßen Fundus an Klischees in der Rockszene, meines Erachtens macht das auch das rundum gelungene Outfit des Spiels aus.
Von meiner Seite kann ich das positive Fazit zu „Horns Up!“ nur bestätigen. Eine sehr gute Spielidee, die interessant und sehr detailreich von den Machern des Spiels umgesetzt wurde, noch dazu, weil man sich sofort im Kosmos von „Horns Up!“ wie zuhause fühlt. Wall of death, Moshpit, Crowd Surfing-Karten, alles Dinge, die jedem waschechten Metalfan seit nunmehr 14 Monaten so sehr fehlen.
Somit ist „Horns Up!“ der ideale Ausgleich für die entgangene Konzertsaison. Einfach Stereoanlage an und das Handy auf der Bühne platzieren, dann kann man auch in den eigenen vier Wänden seinen Spaß haben und muss nicht ganz auf seine geliebte Musik verzichten. Und in größerer Runde mit 9 Personen und bei entsprechendem Alkoholkonsum dürfte das Ganze dann nochmals lustiger und interessanter werden. Doch das können wohl zur Zeit unter Einhaltung der Corona-Regeln nur Großfamilien abschließend beurteilen.
Abschließend bleibt noch zu sagen, dass die Spielebeschreibung vielleicht noch etwas ausführlicher hätte ausfallen können. Aber da bleibt ja noch Zeit bis zur endgültigen Veröffentlichung des Spiels.
Von mir und meiner Familie gibt`s volle 10 von 10 Bängs für „Horns Up!“
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„Trotz der stark in der Metal/Rock-Szene verwurzelten Optik und Thematik des Spiels ist „Horns Up!“ auch für Nicht-Rockfans sehr interessant“ und „das Spiel überrascht mit seinen spielerischen und taktischen Raffinessen“ waren zwei Kommentare meiner Mittester.
Alle weiteren infos zur Kickstarter Kampagne von „Horns Up!“ findet Ihr unter https://www.kickstarter.com/projects/labmasu/horns-up-the-lacuna-coil-official-card-game?ref=creator_nav.
Hier gibt’s „Horns Up!“ bereits jetzt für 24 € als Unterstützer vor Einführung des Spiels.
Also Metalheads, ran an den Spieltisch, Bier auf und losspielen, es lohnt sich!
Infos zum Spiel:
Spieldesign: Tommy Bonetti
Grafiken: Sara Forni
Design: Luca Canese
Projektleitung: Labmasu & Lacuna Coil